Die Landplagen, ein Langgedicht über Katastrophen in rund 1500 Hexametern, ist die erste Buchpublikation von J.M.R. Lenz. Der Pastorensohn im livländischen Dorpat beginnt sie als sechzehnjähriger Schüler und schließt sie als Student in Königsberg ab. Abgesehen von gewissen Anfängerfehlern in Vers und Sprachschmuck, auf die ein paar Rezensenten bestehen, ist das Panorama der Apokalypse eindrucksvoll und umfassend. In sechs Büchern besingt Lenz die (bereits biblischen) Plagen von Krieg, Hungersnot, Pest, Feuersnot, Wassernot und Erdbeben. Dafür verarbeitet er eigene Anschauungen von den Folgen des ›Großen Nordischen Krieges‹ (1700–1721), von Hochwassern und Stadtbränden in Dorpat. Hinzu kommen aktuelle philosophische und theologische Debatten über die Theodizee nach dem Erdbeben von Lissabon (1755) sowie Lektürewissen über Naturdesaster (Brockes) oder den ›Siebenjährigen Krieg‹ (Gleim, E. v. Kleist, Ramler). Die warnende Botschaft von Lenz’ Dichtung ist Festigung im Glauben und Erinnerung an die Endlichkeit des Lebens: »Lernt den zu späten Gedanken an Tod und Ewigkeit denken«.weiterlesen