Die Menschen lügen
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Eine der ganz großen Bedrohungen für die Welt von heute ist die
epidemische Verbreitung von Lügen und Fake News. Diese Bedrohung ist
ernst zu nehmen, zumal sich falsche Nachrichten durch Teilen und Retweeten
deutlich schneller im Internet verbreiten als wahre Nachrichten.
Erschwerend kommt hinzu, dass die größten Fake-Protagonisten Rechtspopulisten
und Rechtsextreme sind. Sie versuchen mit verfälschten Informationen
die richtigen Menschen (Targeting) zu erreichen, in die richtigen
Kanäle (Context) vorzustoßen, die richtige Zeit (Timing) zu finden
und einen zielgerichteten Inhalt (Content) darzustellen.
Die Beiträge in diesem Sammelband setzen sich mit dem Thema
„Wahrheit und Lüge“ auseinander, einem Thema, dem die Akademie Völker
und Kulturen in Sankt Augustin eine hohe Bedeutung beimisst. Im
einleitenden Artikel zum Rahmenthema spricht Polykarp Ulin Agan SVD
von der Zerbrechlichkeit der Wahrheit. Wahrheit ist nicht ohne Grund ein
hohes Gut gerade in dieser Zeit voller Fake News. Dennoch ist es beinahe
unmöglich, sie in ihrer ganzen Komplexität zu leben geschweige denn zu
vermitteln. Stets stößt sie an ihre Grenze bei den Menschen – Menschen,
die ihre eigenen Interessen und Vorteile durchsetzen wollen. In diesem
Zusammenhang ist es wichtig, die Reichweite und Grenze der Wahrheitspflicht
zu zeigen. Eberhard Schockenhoff versucht in seinem Beitrag, die
Grenze der allgemeinen Wahrheitspflicht auszuloten und ein theologisches
Verständnis für die individuellen Besonderheiten des sittlichen
Handelns zu gewinnen.
In einem breiteren Kontext, vor allem in dem der Begegnung zwischen
den Religionen, bekommt die Wahrheit ein „anderes Gesicht“. Soll
jede Religion für sich einen Anspruch auf die absolute Wahrheit erheben
oder soll sie, etwa um der Friedensliebe willen, akzeptieren, dass es unterschiedliche
Standards von Wahrheit gibt, obwohl diese Standards untereinander
inkompatibel sind und nicht gegeneinander aufgerechnet
werden können? Reinhold Bernhardt weist einen Weg, um diese Spannung
aushalten zu können. Er plädiert dafür, sich der Notwendigkeit einer
Differenzierung zwischen Wahrheitsanspruch und Wahrheitsgewissheit in
der Diskussion um die Frage nach der Wahrheit in den Religionen gerade
im Zeitalter des Pluralismus zu stellen.
Die Diskussion um die Wahrheit wird im engeren Blickwinkel auf
kasuistische Fälle besonders virulent, verdeutlicht am Beispiel des Umgangs
mit den Setzungen des (Straf-)Rechtes. Frank Saliger geht in diesem
Zusammenhang der Frage nach, ob im Recht Lügen erlaubt ist oder
nicht. Diese Frage ist existenziell bedeutsam zum Beispiel im Hinblick
auf die Tatsache, dass ein Strafverteidiger nicht verpflichtet ist, in der
Ausübung seines Mandates die vom Strafverfolger ermittelte Wahrheit
zum Maßstab seines Handelns zu machen. Auch wenn er sicher ist, dass
sein Mandant der Täter ist, darf er einen Freispruch für ihn beantragen.
Sowohl im breiteren Kontext als auch in kasuistischen Fällen gilt es,
Wahrheit als „Wahrheit“ zu verteidigen. Fidelis Regi Waton SVD präsentiert
in seinem Beitrag evidente Vorstellungen der Wahrheit aus der Sicht
der Philosophie und beleuchtet sie durch unterschiedliche Theorien.
Wahrheit als „Wahrheit“ zu verteidigen ist umso wichtiger in einer
Zeit von Fake News, die für Manipulationen und Verschwörungstheorien
anfällig ist. Wer sagt in Zeiten von Fake News die Wahrheit und wie kann
man wahre Aussagen identifizieren? In diesem Band beleuchten namhafte
Experten diese Problematik aus unterschiedlichen Perspektiven: aus der
der Wissenschaft, der demokratischen Öffentlichkeit, der Medien und der
richterlichen Urteilsfindung sowie aus derjenigen der moralischen Lehren
in den Religionen.
Polykarp Ulin Agan SVD
Direktor Akademie Völker und Kulturenweiterlesen
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