Die Oberpfälzer Flussspat-Anthologie
"Bunte Steine" prägen die Region und ihre Menschen um den Wölsenberg
Produktform: Buch / Geheftet
Die Region Nabburg-Wölsendorf in der Oberpfalz ist auch heute noch in Mineraliensammlerkreisen sehr bekannt. Mineralstufen mit dunkelblauem, grünem oder honiggelben Fluorit sind gesuchte Sammlertrophäen. 1987 endete der Flussspatabbau in diesem Oberpfälzer Revier mit der Schließung der Grube Hermine und der kleineren Grube Helene. Zwei als Besucherbergwerke ausgebaute Betriebe, der Reichhartschacht und der Kocherstollen führten noch einige Jahre diese Bergbautradition, die weit länger als der eigentliche Flussspatbergbau zurückreicht, fort. Bereits im 15. Und 16. Jahrhundert versuchten Bergleute den Silbergehalt der Flussspatgänge auszubeuten. Das im Bleiglanz von Wölsendorf enthaltene Silber ist weit weniger stark angereichert als in anderen Teilen der zentraleuropäischen Mittelgebirge. Viele der Bergbaue hatten deshalb nur eine kurze Betriebsperiode. Ähnlich verhielt es sich mit dem Blei, das als Blei-Sulfid, -Karbonat und -Phosphat auf den Gängen auftritt. Auch dem im 18. Jahrhundert umgehenden Bleiabbau war kein langes Leben beschieden. Die wirtschaftlich bedeutendste Phase erlebte das Nabburg-Wölsendorfer Revier im letzten Jahrhundert, als man begann den Flussspat auf den Gängen der Oberpfalz abzubauen. In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts kamen aus dem Oberpfälzer Flussspatrevier ca. 50 % des Flussspates im damaligen Deutschen Reich, was etwa 16 % der Weltförderung entsprach. Anfang der 50er Jahre war der Anteil des Nabburg-Wölsendorfer Revier an der Weltflussspatförderung 10 bis 11 %. In der Stahl- und Aluminiumindustrie und als Grundstoff für die Herstellung von Flusssäure ist Fluorit nach wie vor ein gesuchter Rohstoff, der jedoch heute vorwiegend aus außereuropäischen Ländern wie China, der Mongolei, Südafrika und Kenia kommt. Die Phase des Bergbaus im Nabburg-Wölsendorfer Revier währte eine vergleichsweise kurze Zeit, wenn man sich die geologisch-lagerstättenkundliche Entwicklung um den Wölsenberg vor Augen führt. Wie so oft in der Geologie lassen sich die ersten Ereignisse zeitlich nicht genau einstufen. Präzise Angaben kann man erst für die Zeit nach der variszischen Gebirgsbildung machen, als vor ca. 300 Millionen Jahren Granite in die Gneise des „Alten Gebirges“ eindrangen und eine tiefreichende Störung, der „Pfahl“ aktiv war. In dieser Epoche der Erdgeschichte beginnen auch Störungen im Raum Nabburg-Wölsendorf aufzureißen. Sie füllen sich mit Flussspat und Uranmineralien. Die Flussspat-Gänge mit ihrer sehr bunten Begleit-Mineralogie aus Blei, Zink, Kupfer, Uran, Quecksilber, Wismut, Silber, Kobalt, Nickel, Barium, Eisen, Mangan und Selen entstanden im Wechselspiel von Zerbrechung des Nebengesteins und der Füllung der entstandenen Spalten mit Mineralien, die aus heißen, aus der Tiefe aufdringenden Lösungen, abgeschieden wurden. Das Grundwasser und das Regenwasser setzten diesen Mineralisationen im Verlauf der jüngsten geologischen Vergangenheit sehr zu. Die primäre Mineralisation wurde z.T. abgetragen und in sekundäre Minerale umgebildet, die vor allem Phosphate, Karbonate, Vanadate, Sulfate und Molybdate enthalten. Die Naab und ihre Vorläufer, die Urnaab, waren mit verantwortlich für diese Veränderungen an der Flussspat-Gang-Mineralisation im Raum Nabburg- Wölsendorf. Der Vorgang der Lagerstättenbildung in dieser Region ist sehr komplex und vielschichtig. Er hat viele Geowissenschaftler, Geologen, Mineralogen, Geophysiker und Lagerstättenkundler angeregt, diese metallogenetischen Vorgänge zu studieren. Zahlreiche Veröffentlichungen sind über diese Mineralisationen erschienen und ein Blei-Calcium-Uran-Mineral, der Wölsendorfit, wurde nach dem wichtigsten Grubenstandort im Oberpfälzer Revier benannt. Heute sind die Flussspatgruben der Oberpfalz geschlossen. Der angehende Geologe und Mineraloge kann aber durchaus noch einiges dazulernen und sein Wissen, das er auch in anderen Teilen der Erde einsetzen kann, an den Übertageaufschlüssen der Oberpfalz erweitern. Die zahlreichen wissenschaftlichen Aufzeichnungen können ihm dabei helfen. Die vielen bergbauhistorischen Aufzeichnungen vermitteln darüber hinaus einen Einblick in das Leben und die Arbeit der Bergleute um den Wölsenberg im Verlauf mehrerer Jahrhunderte. Die „Oberpfälzer Flussspat-Anthologie“ schildert die Entstehung der „Bunten Steine“ im Verlauf von 300 Millionen Jahren und deren Einfluss auf das Leben und die Rohstoffindustrie um den Wölsenberg während 6 Jahrhunderten.
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