Hannah Arendt (1906–1975) hat sich selbst mit den Worten Schillers als „das Mädchen aus der Fremde“ bezeichnet. Die Einzigartigkeit ihrer Person steht außer Frage. Jetzt setzt sich dieses Buch mit der Einzigartigkeit ihres Werkes auseinander, eine Auseinandersetzung, die selbst noch in der zweiten Dekaden des 21. Jahrhunderts ausgewöhnlich heftig geführt wird. Während Akademiker sie häufig als utopisch oder unmodern behandeln, zeigen Akteure dieses Jahrhunderts in der Praxis des zivilen Ungehorsams und des gewaltfreien Widerstands (Kairo, Montreal, Kiew, New York, Madrid, Santiago u.a.) eine inspirierende Nähe zu Arendt. Hier werden Arendts Ideen „gelebt“. Mit dieser Arbeit werden Arendts Überzeugen nicht nur einzeln verstehbar, rekonstruierbar und damit auch kritisierbar gemacht, sondern auch in den Gesamtkontext ihrer „Denkweise“ eingeordnet. Ihre Antwort auf den Ruin unserer Denkkategorien und Urteilsmaßstäbe durch den Totalitarismus war ein „Denken ohne Geländer“. Wohlmöglich ist dies der Ursprung all unserer Probleme mit dieser außergewöhnlichen Denkerin. Arendt unterschied sich von uns gänzlich darin, dass ihr Leitmotiv war, jene Haupterfahrung von den Trümmern der menschlichen Welt und des Gedachten über sie zu überwinden. Dieser Drang zur Überwindung einer derart extremen historischen Situation ist uns allen wohl ein bisschen fremd geworden und vielleicht liegt gerade hier die Gefahr für unsere Zeit.weiterlesen