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Die Prozesse

Pommeskreuz & Pommes d’Or

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Stefan Bohnenbergers sogenannte Pommeskreuze und das Pommes d’Or haben Geschichte gemacht, Kunstgeschichte und Rechtsgeschichte. Wer bei Google nach den Stichwörtern "Bohnenberger" und "Pommes" sucht, erzielt ca. 23.000 Ergebnisse. Vor allem sind es Presseberichte über den Prozeß vor dem Münchener Landgericht. Darin wird die auch vom Landgericht offen gelassene Frage, ob ein Kreuz aus zwei vertrockneten Pommes Frites Kunst sei, in der Regel nicht direkt erörtert, sondern durch die Art und Weise der Berichterstattung – ironische Formulierungen, Betonungen (im Falle von audio- oder visuellen Berichten) – in Frage gestellt. Klarer sind dann schon die Kommentatoren (Ihre Meinung zu…), die fast unisono den Pommes Frites absprechen, Kunst zu sein und sich dabei auch nicht scheuen, den gesunden Menschenverstand als Maßstab zu benutzen und andere Formulierungen zu wählen, die uns aus der Zeit der Nationalsozialisten und deren Vorstellung von artgerechter oder entarteter Kunst bekannt sind – die Bereitschaft, die eigene Beschränktheit zum allgemeingültigen Maßstab für die Definition der Frage, was Kunst sei, zu machen, ist in perfekter Kontinuität zur notorischen Geschichte unseres Landes erhalten geblieben. Allerdings: diese Art der Reaktion im klandestinen Internet, wo keine Verantwortung für solche Aussagen übernommen werden muß und Menschen mit viel Zeit sich in Leserbrief-Lawinen ergießen, ist nicht wirklich überraschend. Spannend ist dagegen, daß Bohnenberger in der Ausstellung die Schraube eine Umdrehung weiter dreht. Nicht mehr das – als Kreuz – mehr oder minder aufgeladene Ready Made (mit seinen Verweisfunktionen auf u.a. die christliche Geschichte des Abendlandes und die Verfettung unserer Gesellschaft) und die um es herum geschaffenen Zeichnungen und original Pommeskreuze allein sind das Kunstwerk, sondern es wird gerade auch die Diskursivierung der alten Fragen – was ist Kunst und welche Ansprüche und Pflichten kann der Künstler haben – im juristischen Verfahren zur Kunst. Das Betriebssystem Kunst greift aus und umarmt mit der Judikative die dritte Gewalt im Staate. Der Rahmen, sprich' der räumliche und inhaltliche Kontext in dem Gegenstände gezeigt werden, macht es einmal mehr aus: was eben noch die bloße Reproduktion der Prozeßakten war, ist jetzt – als Installation an der Wand hängend und in einer Edition in Form einer Kassette, die eben die kopierten Prozeßakten und ein Exemplar eines Pommeskreuzes aus echten Pommes Frites in einer Blechschachtel enthält – Kunst.weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-89770-420-6 / 978-3897704206 / 9783897704206

Verlag: Salon

Erscheinungsdatum: 10.07.2012

Seiten: 32

Auflage: 1

Maler: Stefan Bohnenberger
Herausgegeben von Figge von Rosen
Beiträge von Philipp von Rosen

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