Die Psalmen sind das wichtigste Gebet der Christen und wurden in der frühen Kirche von fast allen großen Theologen erklärt. Im vorliegenden dritten Band „Die Psalmen bei den Kirchenvätern“ soll der Reichtum der patristischen Psalmenauslegung für die Psalmen 61-90 aufgezeigt werden.
Den Kirchenvätern geht es bei der Beschäftigung mit „der Schrift“, d.h. mit dem Alten Testament, nicht in erster Linie um das Verstehen von Texten, sondern um das Verstehen des Heilswillens Gottes. Dieser Heilswille hat sich neu und überraschend in Jesus Christus offenbart. Wenn die Väter das Alte Testament lesen, hören sie in ihm das in ihre Gegenwart hineingesagte Wort Gottes, das ihnen zeigt, wer Jesus ist und wer sie selbst als Kirche sind. Im Lukasevangelium, heißt es, dass Jesus nach der Auferstehung zu seinen Jüngern sagt: „Alles muß in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften“ (Lk 24,44f). Die Väter lassen sich von Jesus die Psalmen in die Hand geben und versuchen, bei jedem Vers zu verstehen, was er auf ihn und seine Kirche bezogen bedeutet. Manche ihrer Aussagen klingen in unseren Ohren judenfeindlich und waren in den damaligen Auseinandersetzungen wohl auch so gemeint. Heute muss eine gegenüber Israel respektvolle Schriftauslegung deutlich machen, dass es legitim ist, dieselben biblischen Bücher als Juden und als Christen verschieden zu verstehen, dass das jüdische Verständnis also bleibend gültig ist, die Texte aber multiperspektiv sind und in der Kirche vom Christusereignis her gelesen werden können und müssen.
Die Verfasserinnen:
Theresia Heither OSB, Dr. theol., ist Ordensschwester in der Benediktinerinnenabtei Mariendonk am Niederrhein
Christiana Reemts Dr. theol., ist Äbtissin der Benediktinerinnenabtei Mariendonk am Niederrheinweiterlesen