Die Schäfferinn Astrea
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Der Forschungsstand zu den deutschen Übersetzungen der Astrée hat sich vor einiger Zeit durch die Untersuchung von Renate Jürgensen (Die deutschen Übersetzungen der 'Astrée' des Honoré d’Urfé. Tübingen 1990) entscheidend verbessert, weil damit die erste spezielle Monographie über die beiden gedruckten zeitgenössischen Übersetzungen (1619 bzw. 1624-32) vorgelegt wurde. Dies ist um so wichtiger als die Astrée, der bekannteste französische Pastoralroman (1607-28) von Honoré d’Urfé (1567-1625), die Ausformung der höfisch-adeligen Kultur in Frankreich und, durch die weite Rezeption, in ganz Westeuropa nachhaltig geprägt hat. Die beiden zeitgenössischen Übersetzungen in das Deutsche übten daher mit ihren spezifischen stilistischen Merkmalen eine nicht zu vernachlässigende Wirkung auf die deutsche Erzählprosa in der Zeit von Martin Opitz aus. Sie stehen im Zeichen einer weit gefächerten produktiven Aufnahme der späthumanistisch-frühbarocken Literatur aus den als vorbildlich empfundenen romanischen Ländern wie Italien, Frankreich oder Spanien, welche – laut Auffassung der Zeitgenossen – besonders in dem vom Humanismus des 16. Jahrhunderts geweckten Bemühen um eine neue nationale Literatursprache, die an die Stelle des Lateinischen zu treten imstande wäre, weit vorgedrungen waren.
Die deutsche Übersetzung der Première partie stellt 1619 die erste Übertragung in eine andere europäische Literatursprache dar, beschränkt sich aber auf den ersten Teil des Romans. Bereits 1624-32 erscheint eine zweite deutsche Übersetzung (Teile 1-3 1624-25 in Halle bei Michael Oelschlegel und Teil 4 1632 in Leipzig bei Elias Rehefeld), die von Jürgensen mit überzeugenden Argumenten Carl von Barth zugeschrieben wird. Allerdings hält sich die Übersetzung des Dritten Teiles (Halle 1625) an das fragmentarische Original der Troisième Partie von 1619, d.h. sie enthält nur die ersten drei von später insgesamt zwölf Büchern. Die vorliegende Ausgabe schließt diese Lücke, welche durch die Fortsetzung mit dem Druck des vierten Teils 1632 offen gelassen wird, mit der Transkription der handschriftlichen Übersetzung von Ernst Adalbert v. Harrach, welche im Österreichischen Staatsarchiv (Allg. Verwaltungsarchiv, Familienarchiv Harrach, Handschriften) liegt, sodaß mit der vorliegende Ausgabe erstmals die Gelegenheit geboten wird, eine durchgehende Übersetzung des wichtigsten Schäferromans des beginnenden 17. Jahrhunderts zu lesen.
Die hier veröffentlichte handschriftliche Übersetzung des Dritten Teils ist ohne Zweifel ein wichtiges zusätzliches Dokumente in der Rezeptionsgeschichte des Romans, besonders für den von französischer Literatur zu dieser Zeit weniger aufgeschlossenen österreichischen Raum, und außerdem von großem Interesse für die Entwicklung der Schriftsprache in diesem Gebiet.weiterlesen
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