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Die Schule der georgischen Nation

Eine sozialhistorische Untersuchung der nationalen Bewegung in Georgien am Beispiel der 'Gesellschaft zur Verbreitung der Lese- und Schreibkunde unter den Georgiern' (1850 bis 1917)

Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)

Gegenstand dieser Studie sind die Mitglieder der 1879 gegründeten „Gesellschaft zur Verbreitung der Lese- und Schreibkundigkeit unter den Georgiern“. Mittels einer kollektiven Biographie der Mitglieder des nationalen Bildungsvereins, der das organisatorische Rückgrat aller in der Nationalbewegung engagierten „Patrioten“ (Hroch) darstellt, wird deren gruppenbildende Funktion im Transformationsprozess der georgischen Gesellschaft bestimmt. Aus diversen Quellen (Mitgliederlisten, Regierungskorrespondenz, Universitätsmatrikel, Polizeiberichte, Nachrufe, Personalakten etc.) werden die Lebensläufe der Mitglieder rekonstruiert, ihre geographische wie soziale Herkunft, ihr Bildungsweg, regionale und berufliche Mobilität sowie gesellschaftliche und politische Tätigkeiten erschlossen. Auf diese Weise werden die Zusammenhänge zwischen Nationalbewegung und sozialem Wandel in der traditionalen agrarischen Adelsgesellschaft Georgiens vom 19. zum beginnenden 20. Jahrhundert verdeutlicht. Vom Dorf wird ihr Bildungsweg, ihr sozialer und beruflicher Werdegang von ersten Gruppenbildungen in Adelssalons in Tbilisi, über die Studentenzirkel in Petersburg und Moskau, die gemeinsame Arbeit in den ersten georgischen Zeitungsredaktionen und die Aktivitäten in den ersten freiwilligen Assoziationen verfolgt. Auch die Ausbildung politischer Gruppierungen wirkte sich auf die Arbeit der Alphabetisierungsgesellschaft durch Fraktionsbildung und interne Kritik auf den Mitgliederversammlungen aus.Vor diesem Hintergrund wird ebenfalls die Bewertung des sozialen Wandels durch die Nationalbewegung anhand ihrer Versuche, eine Identität im national-kulturellen Maßstab neu zu fassen, neu gedeutet. Auf diese Weise beschreibt diese Monographie die soziale und mentale Transformation von Teilen der vormodernen Adelselite in eine nationale Intelligenz und deren Verankerung in der georgischen Agrargesellschaft.Die Rekrutierung nationaler Eliten als politische Führungsgruppen ist bisher für die Völker des Zarenreichs nicht systematisch und empirisch untersucht worden. Am Beispiel der Bildung einer nationalen Elite unter den Georgiern wird erstmals gezeigt, auf welche Weise sich ein kaukasisches Volk allmählich gegenüber der zarischen Regierung und anderen Ethnien (v. a. Russen und Armenier) abzugrenzen vermochte. Die Entstehungsbedingungen dieser neuen Elite, die Orte ihrer Gruppenbildung und die von ihnen geteilten Überzeugungen bilden ein spezifisches Beziehungsgeflecht, das aus einer größeren Anzahl konkreter Lebensläufe extrahiert werden kann. Interessengebiete: Osteuropäische Geschichte, Kaukasien- und Eurasienforschung, vergleichende Nationalismusforschung weiterlesen

Dieser Artikel gehört zu den folgenden Serien

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-89500-412-4 / 978-3895004124 / 9783895004124

Verlag: Reichert, L

Erscheinungsdatum: 10.01.2005

Seiten: 320

Autor(en): Oliver Reisner

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