2019 bricht Guy Helminger im Rahmen der Semana da Língua Alemã nach Brasilien auf, um an diversen Universitäten und Goethe-Instituten Lesungen abzuhalten. Wie immer auf seinen Reisen behält er ein offenes Auge für das, was abseits der herkömmlichen Touristenrouten liegt. So besucht er in Rio de Janeiro nicht den „Zuckerhut“, sondern die Favela Morro São Carlos, wo bewaffnete Drogenbanden mit Kalaschnikows durch die Straßen patrouillieren, oder hilft in einem Restaurant für Obdachlose in der Küche. Er spricht mit Bolsonaro-Anhängern und dessen Gegnern. Neben politischer Aktualität lässt er sich die spezifischen Religionen wie Candomblé oder Umbanda erklären, registriert den Alltag vom als Konditor reich gewordenen Migranten bis zum schlichten Überlebenskampf derjenigen, die in den Straßen wie Tote liegen.
In São Pedro de Alcântara im Bundesstaat Santa Catarina lässt er sich vom Bürgermeister in die Geschichte der deutschsprachigen Ahnen einführen, die diese Kolonie Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet haben. Helminger steht nun dort, wo seine Figuren aus Neubrasilien hinwollten, es aber nie geschafft haben. Deutsche Fahnen an den Masten, auch luxemburgische, Frauen in Dirndln, das Ganze mitten in Brasilien.weiterlesen