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Ein jüdisches Schauspielerschicksal in Deutschland und der Schweiz 1898-1966
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Biographische Notizen zu Hermann Brand und Nelly Rademacher
"Hermann Samuel Brand-Rademacher (1898-1966), Sohn des aus Polen zugewanderten Kaufmanns Jakob Brand und seiner Ehefrau Feiga Debora geb. Knopf, gehörte seit dem Jahr 1921 dem Ensemble des Badischen Landestheaters (Karlsruhe) an. Seine ehemalige Kollegin Lola Ervig umriss die schauspielerische Bandbreite Brands so: "Der Bogen des Schauspielers Hermann Brand reichte vom 'Cassius' in Shakespeares 'Julius Cäsar' über die gespenstische Brutalität des alten 'Mattern' in 'Hanneles Himmelfahrt' bis zum pfiffigen 'Truffaldino' in 'Diener zweier Herren' und all den tanzenden, singenden Buffos, die Brand zum Liebling des großen Publikums werden ließen." (Lola Ervig: Schauspieler, Satiriker, Spaßmacher. Zum Tode von Staatsschauspieler Hermann Brand, in: Badische Neueste Nachrichten vom 14. September 1966.) Nach seiner Entlassung emigrierte Brand nach der Schweiz, spielte in Zürich und Luzern. Im Jahr 1954 wurde Brand von Gustaf Gründgens an das Schauspielhaus Düsseldorf engagiert, doch kehrte er später nach Zürich zurück. Im Jahr 1964 ernannte das Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg Hermann Brand zum Ehrenmitglied des Badischen Staatstheaters. Brand starb am 11. September 1966 in Zürich." (In: Josef Werner, Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs - Band 9, Karlsruhe 1988, S. 488).
"Keine Vertragsverlängerung für die 'Judenfreundin' – Sogenannte 'jüdisch Versippte' durften wie bei anderen öffentlichen Institutionen vorerst auch am Karlsruher Theater noch weiterarbeiten. Ab 1937 war, wie noch darzustellen sein wird, auch für sie das Ende ihrer Tätigkeit gekommen. Aber schon 1933 konnte auch die offene Freundschaft mit einem jüdischen Kollegen das Ende des Engagements bedeuten. Diese Erfahrung machte die Schauspielerin Nelly Rademacher. Sie war, was jedermann bekannt war, mit Hermann Brand befreundet (den sie übrigens später, in der Schweiz, auch heiratete). Mit großer Wahrscheinlichkeit aus diesem Grund wurde auch ihre Vertragsverlängerung rückgängig gemacht. Sie verlangte daraufhin den Verwaltungsdirektor zu sprechen und machte, als sie nicht vorgelassen wurde, im Vorzimmer eine heftige Szene. Nachdrücklich verwies Nelly Rademacher darauf, sie sei doch keine Jüdin. Es half ihr nichts, sie erhielt keinen neuen Vertrag." (In: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 9, Karlsruhe 1988, S. 70; vgl. dazu StadtAK 8/StS 17/171-3, Interview mit Lisel Lenz vom 20. Januar 1987. L. Lenz, damals Schauspiel-Elevin am Badischen Landestheater, war Zeugin des Auftritts von N. Rademacher.)
Hermann Samuel Brand - Biografie im Überblick: 1898 im K. u. k. österreichischen Galizien geboren, seit 1900 in Karlsruhe; wollte Maler werden und arbeitete als Karikaturist; 1921 erstes Engagement in Pforzheim, 1921-1933 Mitglied des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, 1929 Staatsschauspieler, 1933 Emigration in die Schweiz und erstes Engagement als Schauspieler und Regisseur am Städtebundtheater Biel-Solothurn, 1935-1952 am Stadttheater Luzern, 1952-1955 am Schauspielhaus Zürich, 1955-1961 unter Gründgens und Stroux am Schauspielhaus Düsseldorf (Entstehung der vorliegenden Schrift), 1961-1966 wieder am Schauspielhaus Zürich; 1964 Bundesverdienstkreuz und Ehrenmitglied des Badischen Staatstheaters Karlsruhe; 1966 in Zürich gestorben. (Vgl. Bad. Staatstheater Karlsruhe u. Generallandesarchiv Karlsruhe, Hg., Karlsruher Theatergeschichte. Vom Hoftheater zum Stadttheater. Karlsruhe
1982, S. 109ff.) -weiterlesen
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