Die vergessene Schokolade - Feodora
Notizen und Geschichten um den Erinnerungsverlust meiner Frau
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Erste Anzeichen, dass Feodora nach Dingen fragte, die sie eigentlich wusste, dass sie bei Besorgungen nicht ganz sicher war und nachfragte, traten nach ihrem achtzigsten Geburtstag auf. Dieser Vorgang war aber zunächst unauffällig. In Rückschau werden nun aber einige Fragen, Reaktionen und Verhaltensweisen neu bewertbar und einordenbar. Feodora war ein Familienmensch und immer aktiv und um die ganze Familie und ihr Wohlergehen besorgt. Am liebsten hätte sie doch gleich alle gleichzeitig an ihre Brust gedrückt oder ihre Kinder und Enkel am Rocksaum hinter sich hergezogen. Und immer hat sie dafür gesorgt, dass alle gleich behandelt und gleichermaßen bedacht wurden. Wenn eines ihrer vier Kinder und gar später eines von ihren acht En-keln unterstützungsbedürftig oder hilfsbedürftig war, hat sie die be-sondere Bedürftigkeit betont und sich um deren Abstellung und Unter-stützung gesorgt. Im Freundeskreis war sie aktiv, beliebt und sorgte sich oft um gemeinsame Unternehmungen, Veranstaltungen und Be-sorgungen. Die Misere des ältesten Sohnes nach der Wende, anfangs und Mitte der neunziger Jahre, hat sie besonders bedrückt. Da sie nach altem Recht schon einundneunzig die Rente erreichte, hat sie viel Zeit gehabt, sich um die Familie zu kümmern und hat um viele Details Be-scheid gewusst. Sie hat geradezu jeden wunden Enkelpo gepflegt und umsorgt. Die Krankheit des großen Sohnes, Uwe, und das Heranwach-sen unseres jüngsten Enkels (Niklas,*2002), nach der Jahrtausendwen-de, hat sie mit besonderer Aufmerksamkeit und Fürsorge begleitet, und das hat ihre körperlichen Kräfte und Psyche gefordert. Der Tod unse-res Sohnes (+2009) brachte sie schließlich seelisch aus dem Gleich-gewicht. Die Partnerschaften der Enkel, ihre Hochzeiten, die Geburt der Urenkel nach 2009, haben sie mental immer weniger und schließ-lich gar nicht erreicht, so dass sie immer öfter nach deren Besuch oder nach einem Zusammentreffen mit ihnen, deren Kennen verneinte. Bis sie dann gar die Enkel und ihre Partner nicht mehr erkannte oder aus-einanderhalten konnte. Die Urenkel waren ihr gar völlig fremd. Damit einher gingen Zerstreutheit und ihr Selbständigkeitsverlust, und das führte schließlich zur Unsicherheit und nach Fantastereien zum De-menzsturz und Tod.weiterlesen
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