Die widersprüchliche Gerechtigkeit im Kapitalismus
Eine philosophisch-ökonomische Kritik
Produktform: Buch
In diesem Buch wird erstmals zusammenhängend dargestellt und kritisiert, dass die Gerechtigkeit, die in der kapitalistischen Gesellschaft herrscht, in den sowohl gleichen als auch ungleichen Beziehungen zwischen den Warenbesitzern besteht. Diese widersprüchliche Gerechtigkeit beruht darauf, dass die Waren auf dem Markt am gleichen Maßstab der durchschnittlichen Arbeitszeit getauscht bzw. gekauft und verkauft werden, aber mit ungleicher Produktivität erzeugt worden sind, so dass der ungleiche Reichtum die zwangsläufige Folge ist. Charakteristisch für die kapitalistische Gesellschaft sind die Gleichheitsbeziehungen auf dem Arbeitsmarkt, nämlich der Tausch der speziellen Waren – der Arbeitskräfte – gegen Lohn, die hierdurch in den Produktionsbereich gelangen, wo sie mit ihrer Arbeit das Wachstum des materiellen Reichtums ermöglichen; aber an ihm haben die Lohnabhängigen und die Kapitalisten einen ungleichen Anteil, denn die Kapitalisten verfügen über die Produktionsmittel. – Diese Ungleichheiten sind in der kapitalistischen Gesellschaft keine Ungerechtigkeiten. Gerecht ist in dieser Gesellschaft, was übereinstimmt mit den Erfordernissen und Gesetzmäßigkeiten des durch die Tausch- und die Vertragsgerechtigkeit vermittelten Kapitalwachstums. Gerecht sind demgemäß auch die das Wachstum begleitende Konzentration des Kapitals, ebenso die unvermeidbaren Krisen und ihre Folgen wie Arbeitslosigkeit, Inflation oder Bankrotte. Und wenn die Staaten in der gegenwärtigen Krise die großen Unternehmen und Banken wegen ihrer Systemrelevanz unterstützen und die kleinen dem Bankrott überlassen, verstärken sie den Konzentrationsprozess und somit die gesellschaftlichen Ungleichheiten – das alles ist in der kapitalistischen Gesellschaft nicht ungerecht und verweist somit auf eine andere Art der gesellschaftlichen Gerechtigkeit.
Diese Zusammenhänge werden in Teil I des Buches systematisch dargestellt. Der folgende theoriegeschichtliche Teil II beinhaltet eine Auseinandersetzung mit Adam Smith, Hegel, Nietzsche und Marx; sie entwickelten die wichtigsten Theorien über die kapitalistische Gesellschaft und deren Gerechtigkeit. Teil III enthält eine Kritik aktueller exemplarischer Ideologien der Gerechtigkeit. Ihnen ist gemeinsam, dass sie die historisch bedingten besonderen kapitalistischen Verhältnisse verallgemeinern und als unveränderbar ausgeben, so dass deren Ungleichheiten befestigt werden.
Der Autor lebt in München und ist Professor der Philosophie (i. R.) an der Ludwig-Maximilians-Universität.
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