Als 2017 die Gedichtsammlung „Tida er inne“ (zu dt.: „Die Zeit ist gekommen“) in Norwegen erschien, schrieb der bekannte Literaturkritiker Andreas Neraal begeistert: „Knut Ødegård hat eine der anregendsten und besten Gedichtsammlungen des
Jahres geschrieben…..die klangvollste und warmherzigste Sammlung Lyrik, die ich dieses Jahr gelesen habe.“
In dieser seiner bisher letzten Gedichtsammlung ist Knut Ødegård als Poet kraftvoller denn je. Es ist eine vitale und
vor allem mutige Poesie, die er uns hier in gewagten Bildern präsentiert, wobei er nicht nur die Verletzlichen und am
wenigsten Sichtbaren unter uns sichtbar machen möchte, sondern auch das Altern und den körperlichen Verfall im Alter.
Besonders aktuell sind die Gedichte im letzten Teil der Sammlung, vor allem das Gedicht „Schatten“, das von einer
vergewaltigten Mutter handelt, die zwar aus Aleppo fliehen kann, doch mit ihrem Kind auf dem Meer ertrinkt. Beeindruckend
ist auch das lange Gedicht: „Nieselregen. Sie sieht und träumt“. Diese große Vision ist eine Fortführung
der Weissagung der Seherin in Völuspá aus der älteren Edda und handelt davon, wie in einer nahen Zukunft Gier
und Egoismus das Leben auf der Erde derart vergiften, dass unser Respekt vor den menschlichen Werten völlig zerstört
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