Wilhelmine Christiane von Chézy (1783–1856) führte sich mit ihren ersten Textsammlungen (»Gedichte« 1812 und »Neue auserlesene Schriften« 1817) als »Enkelin der Karschin« in die literarische Welt ein. Anna Luise Karsch (1722–1791) war als »deutsche Sappho« in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bekannt. Von ihr hatte Helmina das literarische Talent geerbt und verfasste mit leichter Hand Gedichte und Erzählungen, in denen sie häufig Frauenschicksale behandelte. Anregungen dazu fand sie vielfach in Sagen und Legenden sowie bei ihrer Beschäftigung mit altfranzösischer und orientalischer Literatur. Auf solchen Studien basieren auch ihre Libretti für Carl Maria von Webers »Euryanthe« und Franz Schuberts »Rosamunde«. Als Frau von Chézy ab 1804 verheiratet, engagierte sie sich in sozialen Hilfsaktionen während der Befreiungskriege im Rheinland sowie 1828 im Salzkammergut und erregte durch ihr mitunter nicht den Konventionen angepasstes Verhalten oft Anstoß. Die autobiographischen Schriften geben einen Einblick in den bewegten Lebensgang dieser außergewöhnlichen Frau.
Bei den Zeitgenossen beliebt war die erzählerisch ausgeschmückte mittelalterliche Geschichte um die Spinnerin Bertha, der Heinrich IV. (1050–1106) ein Stück Land schenkte, das ein von ihr gesponnener Faden umspannte. Ein Rezensent schrieb darüber: »Die Darstellung ist sehr gelungen, und die Scenen knüpfen sich geschickt an einander. Manche sind von überraschender Wirkung, keine überflüssig oder unpassend angebracht.« Der Titel »Die Zeit ist hin, wo Bertha spann« basiert auf einem historischen Sprichwort.weiterlesen