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Die Zukunft der Zeit

Vergleich von Zeitvorstellungen in Russland und Deutschland im Zeichen der Globalisierung

Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)

Ziel der vorgelegten Arbeit ist es, schwindende kulturelle Unterschiede in Zeitvorstellungen sowie in Zeitumgangsformen zu erfassen und zu analysieren. Die verschiedenen Arten des Zeitumgangs gestalten und repräsentieren unterschiedliche Lebenswelten und Formen nationalen Selbstbewußtseins, die häufig unbewußt wahrgenommen werden und doch einen sehr großen Einfluß auf unser Verständnis vom Eigenen und Fremden ausüben. Die Tatsache, daß dieser Einfluß nicht verbalisiert wird und unbewußt bleibt, verschärft die ans Unterschiedlichkeit entstehenden Konflikte. Insoweit stellt die Erforschung der Zeitvorstellungen einen wichtigen Beitrag zur Erklärung, Vorhersage und Bewältigung kultureller Mißverständnisse dar. Die vorliegende Arbeit füllt eine Forschungslücke aus, da sie eine Hinwendung zur Innenperspektive des kulturellen Phänomens Zeitvorstellung darstellt, d.h. wie Dauer, Tempo, Kontinuität und Einteilung der Zeit von den Angehörigen verschiedener Kulturen verstanden, erfahren und bewertet werden. Die Dialektik von Verschmelzung der verschiedenen Perspektiven und deren Aufeinanderprallen steht dabei im Vordergrund. Im ersten Kapitel wird die Natur der Zeit, subjektiver Zeitvorstellungen sowie die Paradigmen der Zeitforschung untersucht. Zur weiterfiihrenden Untersuchung wird ein Dimensionensystem der Zeitvorstellungen erschaffen, die auf der klassischen Aufteilung der Sozialpsychologie basiert, nämlich der Unterscheidung zwischen Wissen, Emotionen bzw. Bewertung und Handlung. Desweiteren wird im zweiten Kapitel auf die Ursachen und Wirkungen des Wandels von Zeitvorstellungen in der Epoche der Globalisierung eingegangen. Um diese zu erklären wird der Begriff der Zeitkollage eingeführt, definiert und operationalisiert. Als solches wird eine Mischung aus Zeitvorstellungen verschiedener nationaler Kulturen bei einem Individuum verstanden. Menschen mit Zeitkollage sind gegenwartsorientiert, flexibel, betrachten Zeit wie Geld als eine Ressource und haben dafür Einbüßen bei deren Planungskompetenz und Fähigkeit zum Belohnungsaufschub. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass die Entwicklung der Zeitkollage durch Globalisierung bzw. Kontakte mit anderen Kulturen gefordert wird. Heute wäre nach dieser Hypothese die Zeitkollage in der Gruppe der Berufspendler bzw. Global Player am stärksten verbreitet. Um dies zu überprüfen wurde eine empirische Untersuchung durchgeführt. Die Untersuchung beschränkte sich dabei auf zwei durch ihre Historie unterschiedlich geprägte (Zeit)Kulturen: Russland und Deutschland. Dabei standen drei Forschungsfragen im Mittelpunkt des Interesses: 1. Welche Unterschiede in Zeitumgang und Zeitvorstellungen werden subjektiv von den Angehörigen der jeweiligen Kulturen als grundsätzlich empfunden? Wie werden diese Unterschiede wahrgenommen? 2. Wie wird die Annäherung bzw. die Abgrenzung der zeitlichen Kulturen individuell bewältigt und bewertet? 3. Wie lassen sich die entstehenden Konflikte und die Organisationslücken bewältigen? In methodischer Hinsicht kombiniert die Arbeit ein Leitfadeninterview mit einem systematischen inhaltsanalytischen Auswertungsprozess, um sowohl die objektiven Zeitumgangsmuster als auch die subjektiven Zeitvorstellungen zu erfassen. Befragt wurden 42 Angehörige beider Kulturen aus verschiedenen Altersgruppen und akademischen Berufen. Diese mussten darüber hinaus sowohl aus den monokulturellen als auch aus transkulturellen Räumen abstammen, um somit die durch Globalisierungsprozesse hervorgerufenen Veränderungen in den Zeitvorstellungen zu verdeutlichen und zu repräsentieren. Der Untersuchungsdesign sah die Aufteilung der Probanden in vier Gruppen vor. In zwei Experimentalgruppen waren Deutsche, die in Russland mindestens 3 Jahre lebten und arbeiteten und umgekehrt Russen, die in Deutschland mindestens 3 Jahre lebten und arbeiteten. Die zwei Kontrollgruppen umfassten Russen und Deutsche, die ununterbrochen in ihren jeweiligen Heimatländern lebten und arbeiteten. Jede Gruppe setzte sich zu jeweils 50% aus Männern und Frauen, aus Angehörigen verschiedener Altersgruppen (Verteilung entsprechend den Bevölkerungsstatistiken des jeweiligen Landes) und aus Angehörigen unterschiedlicher Berufe und Branchen (um eine berufs- bzw. branchenspezifische Verzerrung zu vermeiden). Das wichtigste Ergebnis war die Bestätigung der Hypothese von der existierenden und sich weiterentwickelnden Zeitkollage. Die international arbeitenden Probanden, sowie die jüngeren Probanden im Allgemeinen hatten überdurchschnittlich hohe Werte bei der operationalisierten Zeitkollage. In ihren Zeitvorstellungen verbinden sie das Wissen und die normativen Orientierungen verschiedener Kulturen. Sie betrachten Zeit nicht als etwas Naturgegebenes, sondern sind in der Lage, reflexiv Kulturerscheinungen bei einem abweichenden Zeitumgang zu erkennen. Die stärkere Gegenwartsorientierung und Planungsschwäche dieser Kandidaten führt jedoch zu einigen Problemen, die nach Korrektion verlangen. Die vielfaltigen Ergebnisse der Arbeit können bei der entsprechenden Aufbereitung bei folgenden Feldern genutzt werden: - Bewältigung arbeitszeitbedingter Konflikte internationalen Kooperationen. - Erleichterung der Anpassungsschwierigkeiten von Migranten. - Besseres Verständnis der Angehörigen anderer Kulturen. Diese Ergebnisse haben somit sowohl wissenschaftliche als auch praktische Relevanz. Die Verbalisierung und Erklärung von vorhandenen und impliziten Zeitvorstellungsmustern ernlöglicht die Erstellung wirksamer Problemlösungsstrategien für zeitbedingte Konflikte, die Ansätze ftir diese weiterführende Arbeit wurden im letzten Kapitel der ArbeIt betrachtet.weiterlesen

Dieser Artikel gehört zu den folgenden Serien

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-8322-3736-3 / 978-3832237363 / 9783832237363

Verlag: Shaker

Erscheinungsdatum: 28.02.2005

Seiten: 250

Auflage: 1

Autor(en): Elisabeth Schilling

39,80 € inkl. MwSt.
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