In seiner Prosa und Bühnenkunst mag dem Moralisten und Humanisten Giraudoux die Überwindung der Gegensätze gelungen sein. In seinem Leben war er damit weit weniger erfolgreich. Diese Diskrepanz hat vor allem seine letzten Jahre überschattet. Gewiss, er brauchte kein »second life« zu führen, wie es heute im Internet angeboten wird. Sein Doppelleben als Diener zweier Herren zwischen Quai d’Orsay und Pariser Kunstszene, zwischen Theater und Verlegern sowie zwischen Ehefrau und wechselnden Geliebten war mehr als ausgefüllt und erfüllt. (...)
Ob er in seinen vielfältigen Existenzen auch glücklich war, darüber waren seine Zeitgenossen und sind seine Biografen geteilter Meinung. Meist wird das für den Schriftsteller bejaht, für den Menschen Giraudoux indessen verneint. Auch hier gilt aber: »Je mehr wir von einem Menschen wissen, desto weniger können wir ihn auf einen Nenner bringen« (Virginia Woolf).weiterlesen