Dissonanzen
Der libanesische Bürgerkrieg (1975-1990) und die libanesische Literatur französischer Sprache zwischen Erinnerung und Neuanfang
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Der libanesische Bürgerkrieg, der von 1975 bis 1990 dauerte, hat die libanesische Literatur entscheidend geprägt. Libanesische Literatur wird im Wesentlichen auf Arabisch, Englisch und Französisch verfasst. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Auswirkung des Krieges auf die französischsprachige Literatur, verweist aber immer wieder auch auf die Literatur anderer Sprachen, da hier erhebliche Übereinstimmungen festzustellen sind.
In einem ersten allgemeinen Teil wird aufdie Entwicklung und Bedeutung der französischen Sprache sowie der französischsprachigen Literatur im Libanon eingegangen; darüber hinaus wird der Verlauf des libanesischen Bürgerkrieges skizziert. Daran schließt sich ein allgemein literaturwissenschaftlicher Teil an, der sich dem Zusammenspiel von Fiktion und historischer Realität widmet. Insbesondere wird allgemein die Bedeutung von Krieg für die Literatur beleuchtet.
Der libanesische Bürgerkrieg stellt eine Zäsur in der libanesischen Literatur dar. Mit ihm entsteht eine neue, experimentellere, vielfach fragmentarische Literatur. Insbesondere Frauen schreiben fortan Romane, verlassen ihre passive Rolle und treten in und an die Öffentlichkeit. Es entsteht ein Kreis nicht miteinander vernetzter Schriftstellerinnen, die als Beirut Decentrists bezeichnet werden, und welche die Erfahrungen des Krieges gemeinsam ist. Aber nicht nur Frauen nutzen den Krieg als Inspirationsquelle, auch Männer schreiben um zu überleben. Somit entsteht ein neues autobiografisches Schreiben.
Der Hauptteil, der sehr textimmanent ist und viele Textbeispiele bringt, analysiert und interpretiert insgesamt über 40 libanesische Romane, die zwischen 1975 und 2004 im Libanon und außerhalb veröffentlicht wurden. Er geht der Frage nach, wie Krieg in den Texten dargestellt wird, beziehungsweise wie die Autoren mit ihrer Sprachlosigkeit angesichts des Unsäglichen, des unfassbaren Kriegsalltags stilistisch und inhaltlich umgehen. Dies reicht vom Versuch der Autofiktion, über die Verarbeitung der Realität in einem surrealen Ansatz, über die besondere Funktion der Literatur von Frauen oder die Darstellungen der Generation der Kriegskinder bis hin zur Amnesie oder der Verweigerung der Erinnerung. So vielgestaltig die Ansätze auch sein mögen, allen gemein ist die komplette Infragestellung und damit ein permanentes Hinterfragen der eigenen und der kollektiven Identität.weiterlesen
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