Es gibt in Dantes Divina Commedia vieles, was man bewundern kann: poetische Schönheit, großartige epische Schilderungen, dramatische Spannung; darüber hinaus aber auch tiefschürfende, aus gründlicher Kenntnis und Erkenntnis geschöpfte Denkergebnisse, eine Fülle theologischer, philosophischer und mythologischer Bewußtseins-Hintergründe, sowie deutlich formulierte Anliegen, die auf eine Verbesserung, ja auf eine Reform der gesellschaftlichen Verhältnisse und insbesondere der Beziehungen zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt abzielen. Alles dies reicht aber noch nicht aus, um die ganze Tiefe der Geheimnisse auszuloten, die in der Divina Commedia verborgen sind und die man »Mysteriengeheimnisse« oder »Initiationsgeheimnisse« nennen kann. Sie erschließen sich uns nicht durch subjektive, vom Text sich entfernende verstandesmäßige Spekulationen über das, was Dante an dieser oder jener Stelle wohl gemeint haben könnte. Sie erschließen sich aber ebensowenig durch gewöhnliche philogische Textinterpretation. Natürlich ist eine genaue Wiedergabe dessen, was im italienischen Text steht, unerläßlich (und eine solche zu bieten, ist, wie der Fachmann bemerken wird, das vordringliche Anliegen der hier veröffentlichten deutschen Übersetzung); aber man wird mit der wörtlichen Übersetzung und mit den auf ihr basierenden Deutungsversuchen nicht sehr weit kommen, wenn man nicht berücksichtigt, daß die Divinia Commedia eigentlich ein Einweihungsbericht ist, von dem der Text nur die Außenseite darstellt. Zu der Möglichkeit, sich sowohl an die esoterische als auch an die exoterische Seite der Divina Commedia heranzutasten und dadurch dieses unvergleichliche Werk immer gründlicher kennenzulernen, will die vorliegende Ausgabe dem Leser verhelfenweiterlesen