Als Beispiel: 7.1. DAS KARMA DER KALTNASEN Bist Du eine Kaltnase? - Hast Du öfters kalte Füße, ein kaltes Gesäß oder eine kalte Nase? - Hast Du eine Abneigung gegen die kalte Jahreszeit oder kaltes Wetter? - Schläfst Du bevorzugt mit Decke, Socken oder sogar Wärmflasche? - Tut sich Dein Immunsystem schwer, Erkältungen oder Infekte abzuwehren? - Musst Du häufig auf die Toilette, um Wasser zu lassen? - Fühlst Du Dich oft müde oder willensschwach? - Zeigt sich Deine Lust und Deine Libido oft von der kalten Schulter? Hast Du mehrere dieser Fragen mit einem klaren Ja beantwortet, dann kannst Du Dich überzeugt zum Team Kaltnasen zählen. Bist Du Dir nicht ganz sicher, aber mit einem oder mehrerer dieser Zustand doch vertraut, sei es zu bestimmten Jahreszeiten oder in Phasen außergewöhnlicher Belastungen, dann hast Du auf jeden Fall die Mindestanforderungen für eine Aufnahme in den Club der erfrorenen Gesell:innen erfüllt. So oder so: Keine Sorge, Du bist in bester Gesellschaft. Kaltnasen gibt es viele. Man trifft sie immer und überall und erkennt sie leicht an ihrer Tendenz zu blaßem Gesicht und bläulichen Lippen. Sie wirken so, als wären sie ständig ein bisschen erfroren. Begegnet man einer Kaltnase, dann merkt man dies nicht nur am Händedruck, der an ein Stück Fleisch aus der Tiefkühltruhe erinnert, sondern man verspürt instinktiv den Drang, sie in eine wärmende Decke zu hüllen oder ihr einen schützenden Mantel anzubieten. Genau aus diesem Grund tragen Kaltnase im Schnitt auch eine Schicht mehr als der Rest der Bevölkerung. Sie entscheiden sich lieber für die dickeren Socken, für die dickere Hose, für den dickeren Pullover oder für die dickere Jacke. Dazu natürlich Haube und Schal, vor allem wenn es windig ist. Und sogar im Sommer verzichten sie beim Schlafen ungern auf eine Decke, oft auch in Kombination mit kuscheligen Socken. Das ist jetzt nicht unbedingt die erotischste aller Abendbekleidungen, aber das stört echte Kaltnasen nicht, weil mit Lust und Leidenschaft ist das bei ihnen so eine Sache. Formulieren wir es diplomatisch: Sie gehen das Thema Sexualität weder mit südländischem Temperament noch mit jugendlichem Elan an. Das Kellergeschoss ist nämlich ebenfalls ein bisschen eingefroren. Was den Kaltnasen fehlt ist: Yang. Hitze. Wärme. Energie. Ist das Yang abwesend, dominiert das Yin. Der Körper ist yin. Also kühl. Teilweise kalt. Manchmal sogar eiskalt. Bis hinein in die Knochen. Der Geist ist ebenfalls yin. Antrieb und Motivation sind so kraftvoll wie die Sonne im Dezember. Das alles macht Kaltnasen nicht unbedingt zu den initiativsten oder lautesten Gesell:innen. Man findet sie selten an der vordersten Front eines turbulenten Geschehens. Kaltnasen haben Probleme damit, sich in Szene zu setzen, sich durchzusetzen, für etwas zu kämpfen - und sei es für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse. Vielmehr sind sie hervorragende Ruhepole, die sich bevorzugt aus mehr oder weniger allem heraushalten. Yang-Mangel bedeutet nämlich: Winterzustand im System. Alles ist auf Ruhe und Rückzug ausgerichtet. Aber wir skizzieren hier die Extremversion einer Kaltnase. Im Leben treffen wir eher auf gemäßigtere Exemplare. Oder Intervall-Kaltnasen. Die mal so, mal so sind. Je nach Jahreszeit oder anderen Herausforderungen. Auch das Alter macht einen Unterschied. Eine jugendliche Kaltnase steht anders im Leben als eine gereifte Kaltnase. Warum? Bis hin zu den Wechseljahren befinden wir uns in der Yang-Phase unseres Werdungsprozesses. Wir befinden uns im Frühling oder im Sommer unserer Existenz. Wir sind auf dem Weg in Richtung Blüte. Kälteperioden in dem Abschnitt des Jahres, in dem die Sonne ständig höher steigt, sind nicht so dramatisch wie Kälteperioden im Herbst oder im Winter, wo Licht und Wärme an sich schon Mangelware sind. Bei jüngeren Menschen befindet sich oft Kälte im Körper, die durch die generelle Lebendigkeit dieser Lebensphase ausgeglichen wird. Das Haus mag ein Eisklotz sein, aber der Dachstuhl brennt lichterloh. Das lässt sich zur Zeit oft beobachten, weil sich gerade bei der Generation Z die vegane Ernährungsweise großer Beliebtheit erfreut und die ist von ihrer thermischen Wirkung her betrachtet nun einmal kühl, bei einem höheren Rohkostanteil sogar kalt. Da mag die Libido aufgrund des hormonellen Überschusses noch so aus den Poren quellen, da mag der von den Mahlsteinen des Alltags noch wenig zermürbte Wille die Welt aus den Angeln haben, aber trotzdem: Sechs Monate im Jahr plagen einen Erkältungen, Blasenentzündungen oder ein empfindlicher Verdauungstrakt. Der Stoffwechsel kann entgleisen, die Schilddrüse vor sich hinvegetieren. Von den kalten Füßen ganz zu schweigen. Und was machen die Kaltnasen dann, wenn sie groß geworden sind? Ab der Lebensmitte kann ein Yang-Mangel im System zu gröberen Problemen führen. Die Wechseljahre markieren den Übergang von der Yang-Lebensphase zu der Yin-Lebensphase. Wir wechseln die Seite. Vor allem wir Männer. Weil sich bei Männer als Yang-Archetyp dieser Wechsel wesentlich deutlicher ausdrückt. Ein Energieüberschuss steht uns nun nicht mehr zur Verfügung. Es gilt behutsam mit dem Yang umzugehen. Legen wir es durch eine falsche Ernährung oder andere Handlungsweisen aufs Eis, dann zahlen wir dafür einen hohen Preis: Wir verlieren an Antrieb und gewinnen an Hüftgold. Wir tauschen Konsequenz gegen Inkontinenz. Der Rücken kann zu schmerzen beginnen. Oder die Gelenke. Vor allem am Morgen, weil sich der Körper so anfühlt, als hätte er im Freien eine frostige Nacht auf hartem Boden überstehen müssen. Alles ein bisschen klamm, alles ein bisschen steif, außer die primären Geschlechtsorgane, die hängen in den Seilen. Gut, dass es ein abwechslungsreiches Fernsehprogramm gibt. Idealerweise befindet sich das Sofa direkt neben dem Heizkörper. Sonst helfen Heizdecken oder Wärmflasche. Was will man eigentlich mehr? Das ist generell eine gute Frage für Kaltnasen! Denn Kälte wirkt sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche aus. Yang ist Power. Fehlt diese, dann fehlt der Willenskraft der entscheidende Treibstoff. Yang-Mangel schwächt den Mut und die Tatkraft. Yang-Mangel macht es schwerer, klare Entscheidungen zu treffen oder große Herausforderungen zu suchen. Yang-Mangel mag ungern Verantwortung übernehmen. In schweren Fällen kann durch ein Übermaß an Kälte sogar eine gewisse Ängstlichkeit entstehen, bis hin zu Panikattacken. Denn auch Gefühle habe eine thermische Qualität. Die Liebe wärmt uns. Aber die Angst ist kalt. Sie friert uns ein. Sie lähmt uns. Sie gefriert das Blut in den Adern. Sie läuft uns kalt den Rücken hinunter. Sie macht uns kalte Füße. Sie lässt uns schauern, zittern, beben, als würden wir frieren. Sie lässt uns in die Hose pinkeln. Sie dringt bis in das Mark ein, dort wo eigentlich der Mumm sitzen sollte. Und jetzt wird es interessant: Denn obwohl all diese Zustände in vielen Fällen natürlich reale Auslöser haben, können sie auch das Resultat einer bestimmten Ernährungsweise sein oder durch diese wesentlich verstärkt werden. Du bist, was Du isst. Karma a la Carte. In der TCM ist es eine Tatsache, dass sich die Qualität unserer Ernährung auf allen Ebenen unseres Organismus ausdrückt. Im Körper wie im Geist oder den Emotionen. Thermisch kalte Lebensmittel und Zubereitungsmethoden kreieren oder beeinflussen gewisse Gemütszustände. Angst ist die extremste Form eines Kältezustandes. Die milde Form wären Selbstzweifel, mangelnder Selbstwert oder eine gewissen Lebensunsicherheit. Aber wie soll man auch stolz und bestimmt auf eigenen Beinen stehen, wie soll man einen klaren Standpunkt beziehen und diesen vertreten, wie soll man sich mit dem Boden der Realität verbunden fühlen, wenn die Wurzeln des eigenen Systems leblos, kraftlos, kühl und bläulich sind? Es geht hier nicht um Pauschalisierungen. Es geht um Zusammenhänge. Mach Dir einfach selber ein Bild davon. Beobachte Dich selber. Hast Du genügend Anzeichen einer Kaltnase in Dir? Solltest Du das Buch aufmerksam gelesen haben, liegt die Lösung nahe: Mehr thermisch warme und heiße Lebensmittel, mehr yangige Zubereitungsmethoden. Hände weg von kalter Kost. Aufpassen mit dem Salz. Obacht mit yinnigen Zubereitungsmethoden. Hebst Du den Yang-Anteil in Deinem System, wird es Dir nicht nur die Nase danken. Den Yang gilt in der TCM als die Wurzel des Immunsystems. Genügend Yang im Körper zu haben heißt, das sich überall Energie befindet. Tief drinnen. An der Peripherie. Mit mehr Yang-Energie wird der Körper vitaler und kraftvoller. Er kann dann besser mit Herausforderungen umgehen. Er kann sich anpassen und reagieren. Das gilt wiederum auch für die Psyche. Stichwort Resilienz. Und natürlich unterstützt das Yang das Verdauungsfeuer. Die Verdauungsorgane können gut verbrennen. Das resultiert wiederum in mehr Energie. Ein positiver Kreislauf, der sich auszahlt. Probiere das für gut drei Monate aus. Und ziehe dann ein Resümee. MÖGLICHE SYMPTOME AUF KÖRPERLICHER EBENE: Kälteempfindlichkeit (kaltes Wetter, kalte Getränke), kalte Nase, kalte Füße, kalte Hände, kalte Gliedmaßen, kalter Rücken, generelles Kältegefühl in der unteren Körperhälfte, Rückenschmerzen, Kraftlosigkeit der Knie und der Lendenwirbelsäule (vor allem bei längerem Stehen), Blässe, dunkel Ringe unter den Augen, häufiges Wasserlassen (auch in der Nacht), reichlicher und heller Urin, Inkontinenz, Neigung zu Blasenentzündung, weiche Stuhlgang, Tendenz zu Durchfall, schwache Lidido, wenig sexuelles Verlangen, Impotenz, Unfruchtbarkeit, Zysten, Ödeme (vor allem im Bereich der Unterschenkel), Schilddrüsenunterfunktion, niederer Blutdruck, Schwindel, Immunitätsschwäche MÖGLICHE SYMPTOME AUF MENTALER EBENE: Antriebslosigkeit, schwache Willenskraft, Ängstlichkeit, Unentschlossenheit, Schwierigkeiten mit Verantwortung, Müdigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis, Erschöpfung, Lethargie, depressive Verstimmung (Winterdepression) WAS KALTNASEN MEIDEN SOLLTEN: Iss weniger kalte oder erfrischende Nahrungsmittel. Klassiker diesbezüglich wären Jogurt, Südfrüchte, Tomaten, Gurken, Salat, aber auch Mineralwasser, Orangensaft, Sojamilch, Schwarztee, Grüntee Manchmal empfiehlt sich auch ein kompletter Verzicht für eine gewissen Zeitraum. - Vermeide Rohkost, vor allem in der kalten Jahreszeit. Bei großer Kälte im System sollten rohe Lebensmittel auch im Sommer reduziert und behutsam eingesetzt werden. Vermeide Essen, das direkt aus dem Kühlschrank kommt, vor allem kalte Getränke. Halte Dich ebenso von Tiefkühlkost und Mikrowelle fern. Versuche nicht gekochte Speise auf ein Minimum zu reduzieren, vor allem wenn es um das Frühstück geht. WAS KALTNASEN GUT TUT: Setze vorwiegend erwärmende Kochmethoden wie Backen, Braten oder Grillen ein, bevorzugt in Kombination mit neutralen oder wärmenden Lebensmitteln. Im Idealfall gönnst Du Dir dreimal täglich eine warme Mahlzeit. Am wichtigsten ist allerdings das Frühstück. Mache es Dir dabei nicht allzu kompliziert. Als Beispiel: Brot ist suboptimal für Kaltnasen, wenn aber, dann eine Scheibe einfach länger toasten, bis sie ihren Yin-Charakter verloren hat. Viele Gerichte kann man auch vorkochen und über mehrere Tage essen. Das gilt vor allem für Suppen! Sie sind DAS Lebenselixier für Kaltnasen. Überhaupt: Kraftsuppen sind ein Spezialgebiet der TCM. Darunter versteht man Suppen mit einer sehr langen Kochzeit. Als Minimum gilt: Zwei Stunden, gerne aber auch länger. Manche Suppen werden sogar 24 Stunden gekocht, wie die großartige Knochenmarksuppe. Überhaupt: Eine kleine Menge Fleisch in der Suppe verstärkt den yangisierende Effekt. Wer vegan oder vegetarisch lebt, kann dieses durch Hülsenfrüchte ersetzen. Bei Suppen zahlt es sich immer aus, eine größere Menge zu machen. Diese kann man dann über mehrere Tage verteilt zu sich nehmen. - Integriere viele wärmende oder erhitzende Gewürze in Deine Küche. Aber Obacht: Zu heiß darf es auch nicht werden. Von daher die sollten Scharfmacher wie Knoblauch, Pfeffer oder Chili nur in geringen Mengen eingesetzt werden. Dafür aber gerne und täglich Fenchel, Thymian, Rosmarin, Schnittlauch, Petersilie, Kümmel oder Basilikum. - Wichtige Kapitel für Kaltnasen in diesem Buch: Thermische warme Nahrungsmittel - Seite XX Thermische heiße Nahrungsmittel - Seite XX Die Wirkung des scharfen Geschmacks - Seite XX Das Karma der Zubereitung - Seite XX WOHER DIE KÄLTE SONST NOCH KOMMEN KANN - Äußere Umgebung: Setzt Du Dich lange äußerer Kälte aus, kann diese in den Körper eindringen. Das kann kaltes Wetter sein, aber auch eine kalte Wohnungsumgebung. Vor allem das Thema Klimaanlagen wird unterschätzt, weil im Sommer die Poren des Körpers mehr offen stehen. Begibt man sich derart in einen unterkühlten Raum, dringt die Kälte wesentlich leichter in den Körper ein. Weiters mache es bestimmte Modetrends der Kälte leicht: Die Bauchfreiheit hat ihren Preis, weil die Nieren am Rücken meist ebenfalls ungeschützt bleiben und die sind nun einmal sehr kälteempfindlich. Aber auch der Bereich der Knöchel und Füße ist eine Kältemagnet. Die Regel, in Monaten mit r nicht barfuss zu gehen, ist ganz im Sinne der TCM, weil Kälte ihrer Natur entsprechend am Boden lauert und über die Füße einen leichten Zugang in das System findet. Hast Du Dich als Kaltnase identifiziert, dann solltest Du auch mit dem Thema Eisbaden behutsam umgehen. Klar, das ist ein toller Kick. Für diesen zahlst Du aber mit einer Extraportion yang. - Alter und schwere Krankheiten: Es ist normal, dass die vitale Yang-Energie mit dem Alter zu schwinden beginnt. Umso wichtiger ist es, diese bewusst zu pflegen und hochzuhalten. Ein Aspekt von Yang ist das Hormon Testosteron, das gerade bei Männern ab 50 stark nachlässt und zu vielen Zuständen führt, die in der TCM unter Yang-Mangel zusammen gefasst werden. Aber nicht nur im Alter schwindet das Yang, auch schwere Erkrankungen, schwere Operationen, chronischer Stress oder intensive Belastungen über einen langen Zeitraum hinweg können das Yang dezimieren. Nicht ohne Grund sprechen wir bei schweren Erschöpfungszuständen von einem Burn Out. Ausgebrannt. Das Feuer fehlt. Feuer ist yang. - Medikamente, künstliche Hormone: Nicht nur die Lebensmittel verfügen in der Betrachtungsweise der TCM eine thermische Wirkung. Diese betrifft auch Medikamente und sehr viele davon sind kühl oder kalt. Das ist gut, wenn es um die Reduktion von Entzündungen oder das Senken von zu viel Druck im System geht. Längerfristig können sie das Yang aber soweit dezimieren, dass sich Kältezustände ergebenweiterlesen