Irrlichternd zwischen Erinnerungen und verwirrender Gegenwart versucht die achtzigjährige Opernsängerin Helene Billerbeck, den Alltag zu meistern. Erst als die befreundete Nachbarstochter Maike Helenes auswärts lebenden Sohn ihre Befürchtung mitteilt, beginnt der eigenbrötlerische Ole, sich Sorgen um seine Mutter zu machen. Er bringt seinen Freund Mourad, einen jungen iranischen Flüchtling und Philosophen, im Haus der Mutter unter und bittet ihn, sich um sie zu kümmern. Mit seiner Aufopferungsbereitschaft, den stimmungsvollen Erzählungen über seine Heimat und seine Träume gewinnt Mourad die Sympathien von Helene und der Nachbarin Maike. Nur der verwitwete Friethjof, Maikes Vater und Helenes heimlicher Verehrer, bleibt Mourad gegenüber misstrauisch. Erst als dieser angsterfüllt die verschwundene Helene sucht, geht Friethjof auf den jungen Flüchtling zu. In der Zwischenzeit kämpft Mourad vor den Behörden um sein Bleiberecht. Seine Hoffnung, durch Ole Unterstützung zu erfahren, wird mehr und mehr enttäuscht. Als schließlich einer von Helenes wertvollsten Ringen verschwindet, meint Mourad eine wachsende Skepsis ihm gegenüber wahrzunehmen. Obendrein erhält er die Aufforderung, in sein Erstaufnahmeland zurückzukehren – nach Griechenland. Jörn van Hall eröffnet in seinem Debüt zwei Perspektiven auf Verlusterfahrungen: den Verlust von Heimat und das Schwinden der Erinnerungen. Dabei trifft er mit genauester Seelenerkundung, präziser Beschreibung deutscher Wirklichkeit und staunenswerter Sprachkunst einen Ton, der lange nachklingt.weiterlesen