Dynamischer Wettbewerb und Unternehmensstrategien
Modellierung, Messkonzepte und empirische Analyse der taiwanesischen Industrieentwicklung
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Mitte des letzten Jahrhunderts gehörte Taiwan zu den ärmsten Staaten der Welt. Seitdem ist das Land in die Gruppe der Industriestaaten aufgestiegen. Es konnte hierbei nicht nur ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum erzielt werden, sondern auch die erfolgreiche Transformation von einem traditionellen Agrarstaat zu einem modernen Industrie- und Dienstleistungsstaat. Diese Entwicklung traf zusammen mit der Einführung und rasanten Verbreitung von Informationstechnologien – mit all’ den damit verbundenen wirtschaftlichen Chancen und Risiken.
Zur Erklärung wirtschaftlicher Wachstums- und Entwicklungsprozesse stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung. Als wesentliche Triebkräfte des Wachstums werden fast ausnahmslos der technische Fortschritt und die Kapitalakkumulation angesehen. Warum gelingt es aber den einzelnen Volkswirtschaften nicht gleichermaßen, die wirtschaftliche und technologische Modernisierung voranzutreiben? Warum ist dies Taiwan in den letzten fünf Jahrzehnten so eindrucksvoll gelungen? Zur Beantwortung dieser Fragen folgt der Autor dem vorherrschenden makroökonomischen Mainstream zur Erklärung von Wachstums- und Entwicklungsprozessen nicht, sondern entscheidet sich vielmehr für einen mikroökonomischen Ansatz mit Unternehmen als Akteure im Rahmen dynamischer marktgesteuerter Wettbewerbsprozesse.
Wie Joseph A. Schumpeter bereits betonte, sind es Unternehmer, die durch die Kombination von Produktionsfaktoren versuchen, die Schaffung von Neuartigem zu verwirklichen – sei es die Herstellung eines neuen Gutes, die Einführung einer neuen Produktionsmethode und/oder die Änderung der wirtschaftlichen Organisation. Hierbei handelt es sich stets um Innovationen, die bestehende Strukturen zerstören, hierdurch Veränderungen hervorrufen und letztlich ganze Volkswirtschaften in neue Entwicklungspfade hineinzwingen können. Israel M. Kirzner hebt wiederum die unternehmerische Leistung hervor, nach profitablen Gelegenheiten Ausschau zu halten und durch deren Ausnutzung, bestehende Strukturen fortzuentwickeln.
In der vorliegenden Dissertation wird die taiwanesische Wirtschaftsentwicklung daraufhin untersucht, inwieweit sie auch das Ergebnis von Schumpeterschen Innovatoren, aber auch von Kirznerischen Imitatoren ist, die sich Gewinnmöglichkeiten erschließen, indem sie nach Koordinationsmängel im Marktprozess suchen. Der Autor wählt als Analyserahmen das von Friedrich A. von Hayek vorgeschlagene Konzept des dynamischen Wettbewerbs als Entdeckungsverfahren. Die Vorteilhaftigkeit des Wettbewerbs ist demnach darin begründet, dass der Wettbewerb Lösungen hervorbringt, die ansonsten nicht entdeckt worden wären. Inwiefern gelang es taiwanesischen Unternehmen „neue Lösungen“ zu entdecken oder die mit neuen Informationstechnologien einhergehenden Chancen zu erkennen und auszunutzen? Werden in Taiwan innovative Unternehmen für ihren Innovationserfolg belohnt bzw. nicht-innovative Unternehmen für ihren Misserfolg bestraft? Hat das Wettbewerbsumfeld Taiwans besondere Innovationsanreize geboten, die die gesamtwirtschaftliche Entwicklung vorantrieben?
Der Autor zieht bei der Behandlung dieser Fragen sowohl innovationstheoretische Überlegungen als auch empirische Messkonzepte zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit des dynamischen Wettbewerbs heran. Neben qualitativen Überlegungen zur Analyse von Wechselwirkungen zwischen Unternehmensentscheidungen und Marktprozessen wurde in einer empirischen Fallstudie die Wettbewerbsintensität in mehreren taiwanesischen Industriesektoren untersucht. Eine grundlegende Herausforderung besteht dabei in der Berücksichtigung der Heterogenität des Unternehmenssektors. Die Produktivitäts- und Rentabilitätsverläufe von mehr als fünfhundert Unternehmen wurden daher im Rahmen einer nicht-parametrischen Data Envelopment Analyse, deren Flexibilität die Berücksichtigung heterogener Marktstrukturen erlaubt, durchgeführt.
Die Ergebnisse der Untersuchung legen den Schluss nahe, dass dynamische Wettbewerbsprozesse zum wirtschaftlichen Aufstieg Taiwan beigetragen haben, indem Unternehmen durch ihre Innovationsleistung zum Abbau von Informationsdefiziten beigetragen haben. Der Autor zeigt am Beispiel Taiwans aber auch, dass der Erfolg von Unternehmen in wachstumsträchtigen Märkten mit höherer Wertschöpfung nicht allein von technologischer Kompetenz und Innovationsbereitschaft abhängt, sondern auch deren Förderung durch wirtschafts- wie auch gesellschaftspolitischen Maßnahmen bedarf.
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