Ein Krieg geht zu Ende
Erlebnis- und Stimmungsbericht eines Soldaten am Ende des Zweiten Weltkrieges
Produktform: Buch
Der Verfasser, Stabsarzt d.R. Dr. med. dent. Hans-Otto Cramer, ein Verwandter des letzten Kommandierenden Generals des Deutschen Afrikakorps, Hans Cramer, befand sich Ende April 1945 in Kufstein. Dort brachte er bis zum 8. Mai „in den Bergen Tirols, in Stunden der Entspannung […] nach einem grausamen Kriegsgeschehen“ seine Erlebnisse in der Endphase des Krieges im „Heimatkriegsgebiet“ zu Papier, die bis heute in der Familie aufbewahrt werden.
Der Tatsachbericht beginnt Mitte Januar 1945. Zu diesem Zeitpunkt diente Dr. Cramer als Zahnarzt bei einer nicht bekannten Dienststelle (vermutlich bei der Standortverwaltung) in Lamsdorf/Oberschlesien, die nahe bei dem Stalag VIII B, dem sogenannten Briten-Lager, angesiedelt war. Nach dem sowjetischen Großangriff von der Ostsee bis zu den Karpathen, als sich die Rote Armee Lamsdorf näherte, wurde das Lager verlegt. Die Gefangenen zogen es vor, sich mit der Wehrmacht Richtung Westen abzusetzen. Kein Brite wollte sich von den Sowjets befreien lassen. Inmitten von riesigen Gefangenenkolonnen, vermischt mit Flüchtlingstrecks, gelangte Dr. Cramer mit seinen Leuten unter unsäglichen Strapazen schließlich mit einem Güterzug nach Görlitz, seinem Heimatort. Am 12. Februar verließ er mit seiner Einheit Görlitz, nicht ohne seine Familie mitzunehmen und verlegte befehlsgemäß Richtung Oschatz. Am Abend des 12. Februar erreichte er mit einem Güterzug Dresden. Zusammen mit seiner Familie erlebte er den schrecklichen Bombenangriff auf die Stadt vom 13. auf den 14. Februar, bei dem er „in den Stunden des Schreckens das Lachen verlernte“ und den er erschütternd schildert.
Mitte März wurde er erneut versetzt, zur Wehrmacht-Zahnstation Altenburg. Bereits nach 14 Tagen erfolgte eine erneute Versetzung, jetzt nach Kufstein, wo er das Ende des Krieges erlebte.
Was Dr. Cramer während dieser Zeit alles erlebte, von den unzähligen Bomben- und Jabo-Angriffen auf Bahnhöfe und Eisenbahnzüge einmal abgesehen, ist schier unglaublich. Die geschilderte Wirklichkeit hat so gar nichts mit dem zu tun, was man sonst meistens über die letzten Wochen des Krieges liest. Es gab keine „Volksgemeinschaft“ mehr, keine Hilfsbereitschaft, kein Mitleid, jeder war sich selbst der nächste, Hitlerbilder und Hakenkreuzfahnen wurden auf die Straßen in den Dreck geschmissen, in den Kasernen und Krankenrevieren kam es zu Vandalismus, Offiziere beklauten sich, Pärchen ließen öffentlich jegliche Hemmungen fallen. Die Armee in der Etappe war in Auflösung begriffen.weiterlesen