Ein Zentaur in London
Lektüre und Beobachtung in der frühneuzeitlichen Naturforschung
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Mit der 'Wissenschaftlichen Revolution' wird ein zentrales Gründungsnarrativ der Moderne zunehmend in Zweifel gezogen. Der Band zeigt, dass es keine plötzliche Abwendung von der Buchgelehrsamkeit zugunsten des Empirismus gab, und leistet so einen wichtigen Beitrag zu dieser Diskussion.
Die mehrfach international ausgezeichnete Arbeit weist nach, dass Lesen und Beobachten für Naturkundige lange keinen Gegensatz darstellten. So gingen eigene, detailliert protokollierte Beobachtungen bei ihnen Hand in Hand mit aus der Literatur zusammengetragenen Berichten und Bildern. Phänomene, die modernen Lesern unglaubwürdig erscheinen, wurden dadurch über Jahrhunderte hinweg tradiert – die Geburt eines Fohlens mit Menschenkopf etwa, der sagenumwobene Basilisk, dessen Blicke töten konnten, oder weit im Osten vermutete 'monströse Menschenrassen'.
Der Verfasser zeigt, dass das Lesen als Modus der Wissensproduktion mit dem frühneuzeitlichen Aufstieg der Beobachtung nicht an Bedeutung verlor. Die Lektürepraxis veränderte sich aber ebenso substantiell und folgenschwer wie die Beobachtungspraxis. Für die Auseinandersetzung 'aufgeklärter' Naturkundiger mit 'Fabelwesen' wie Zentauren war gerade die 'kritische' Lektürepraxis zentral, nicht die Beobachtung.weiterlesen
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