Die Entstehung dieser Novellen – Frau Dargent (1922), Schattenzwiesprache und Eine Nacht (beide 1928) –, die erstmals in französischen Zeitschriften erschienen, fällt in eine Zeit, in der sich Bernanos auf der Suche nach seinem zukünftigen Weg über seine schriftstellerische Sendung noch im unklaren ist. Und doch sind diese Novellen, wie ihr Herausgeber und Übersetzer Hans Urs von Balthasar in seinem Nachwort feststellt, bereits durch 'gewisse Grundmotive bernanosischer Dichtung' miteinander verbunden.
In allen drei Erzählungen schlägt Bernanos das Thema des Sterbens an, begleitete ihn doch der Gedanke der ars moriendi eine lange Epoche seines Lebens. In 'Eine Nacht' sind seine Figuren alle dem Tod geweiht und in der vom Dichter geschilderten Agonie öffnet und befreit sich die verschlossene Seele des Sterbenden: 'Hier', so schreibt Balthasar, 'öffnet sich die Lüge des Lebens, klärt sich das Trübe zurück zum reinen Antlitz des Kindes, aber durch die Schmerzen der Todesangst. Der Tod ist die Lebensbeichte.'
Der Johannes Verlag ist sich des Wagnisses bewusst, diese romantisch fern anmutenden Novellen dem heutigen Leser vorzulegen. Doch das Anliegen des Dichters, der schon vor Jahrzehnten keine Scheu hatte, das 'Christentum im Untergang, im Erlöschen, in der Nacht der geistigen Armut' zu zeigen und zu begleiten, mag als Rechtfertigung genügen.weiterlesen