Der kolumbianische Erzähler Julio Paredes gehört zur dritten Schriftsteller-Generation nach Gabriel García Márquez. Für die Vertreter dieser Generation, die sich seit Beginn der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu Wort melden, ist ein frischer neuer Ton, kombiniert mit handwerklichem Können, charakteristisch. Sie haben meist jahrelang im Ausland gelebt, sprechen Fremdsprachen und bewegen sich mit grossem Selbstbewusstsein in der Welt und in der Literatur. Die beliebten traditionellen Themen – das harte Leben auf dem Land, die sozialen Missstände, die Schrecken der Violencia, die Notwendigkeit der Revolution – sind für sie Schnee von gestern, ebenso wie der magische Realismus. Häufig spielen ihre Erzählungen in anderen Ländern, anderen Kulturen und manchmal in anderen Zeiten. Die moderne kolumbianische Literatur hat universalen Charakter, denn ihre Texte könnten in vielen Teilen der Welt geschrieben worden sein und können überall gelesen werden.
Julio Paredes ist ein weltoffener Erzähler, der seine Leser nicht mit exotischen
Klischees oder vordergründiger Action bedient, sondern der sensible psychologische Literatur schreibt und in die Herzen seiner Protagonisten zu schauen versucht. Wir begleiten ihn zunächst auf einer abenteuerlichen Busfahrt durch die vielfältige Geografie seiner Heimat – eine spannende Geschichte, in der zwei Männer dem Tod zu entkommen versuchen, der eine von einer schweren Krankheit gezeichnet, der andere auf der Flucht vor seinen Verfolgern. Wir erleben Szenen der Zerstörung und der Liebe, auch berührende Familiengeschichten, und machen einen Ausflug an die karibische Küste, wo es zu einer prickelnden Vierecksbeziehung kommt. Schliesslich erkundet der Autor ausländische Topoi, eine Diamantmine in Brasilien, das nicht ungefährliche Pflaster Rotterdams, und macht sich lustig über das missglückte Liebesabenteuer eines kolumbianischen Casanova in Marseille.weiterlesen