Nach ihrem beeindruckenden Debüt „Wer getragen wird, braucht keine Schuhe“ legt Caro-lina Schutti nun ihren zweiten Roman vor. „Einmal muss ich über weiches Gras gelaufen sein“ ist die Geschichte einer Erinnerung, eines Verlusts und eines Wiederfindens.
Maja, die als kleines Kind zu ihrer Tante in ein abgelegenes Dorf kommt, fühlt sich einsam. An ihre Mutter, eine Weißrussin, kann sie sich kaum noch erinnern, und ihr Vater, bei dem sie nach dem plötzlichen Tod der Mutter leben sollte, verlässt das ihm fremde Kind eben-falls. Bei der Tante ist sie zwar gut versorgt, aber Maja spürt eine tiefe innere Sehnsucht nach etwas früh Verlorenem, das sie jedoch nicht auszudrücken vermag.
Ausgerechnet Marek, ein ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter, der nie in seine Heimat zurückgekehrt ist, vermittelt ihr Wärme und Geborgenheit und löst in ihr eine Ahnung aus von dem, was ihr fehlt. „Moje kochanie“: Der Klang seiner polnischen Muttersprache weckt in ihr die Erinnerung an ihre eigenen vergessenen Wurzeln, an die verlorene Sprache ihrer frühesten Kindheit.
Maja zieht als junge Frau in eine Stadt und erlebt die Liebe zu Erich und zu Bert, dessen Kind sie erwartet. Doch Sprachlosigkeit und unausgesprochene Geheimnisse lassen sie auch hier nicht los. Sie nimmt ihre kleine Tochter und begibt sich auf eine Reise - auf der Suche nach der verlorenen Herkunft.
Carolina Schutti beschreibt in einer mit allen Sinnen fassbaren, klaren Sprache, in Sätzen von hoher atmosphärischer Dichte die ungewöhnliche Geschichte einer jungen Frau, in der Vergessen und Verschweigen nicht das letzte Wort haben.
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