Die in dieser Auswahl vertretenen Lyrikerinnen und Lyriker gehören einer Generation an, die zwischen 1957 und 1980 geboren wurde. Ihrer aller Leben erfuhr in den 1990ern einen dramatischen Wendepunkt: der Zerfall Jugoslawiens, Wirtschaftssanktionen, die NATO-Bomben, der Sturz Miloševićs und – spätestens nach der Ermordung Zoran Đinđićs – die enttäuschte Hoffnung auf eine schnelle Wiederherstellung gesellschaftlicher Normalität.
Trotzdem oder gearde deshalb sprechen sie in erster Linie als Individuen. Ihre Reaktion auf die erfahrene Verdichtung der Geschichte auf dem Balkan mündet in ein Delta souveräner Stimmen. Sie wissen, woher sie kommen, sie wissen auch, dass sie – dank des traditionell regen Austauschs der serbischen mit anderen Literaturen – zu Europa gehören und aufgrund der digitalen Revolution zu einem Teil des globalen Dorfes geworden sind.
Die Auswahl für das aktuelle zweisprachige Lyrikpanorama besorgten Dragoslav Dedović (Köln) und Vladimir Arsenić (Zrenjanin), das Buch erscheint durch eine Kooperation der serbischen Literaturzeitschrift Ulaznica und des Drava Verlags.weiterlesen