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Eklektik

Eine Begriffsgeschichte mit Hinweisen auf die Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte

Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)

In der Antike (Kap. 1) taucht der Begriff Eklektik nur bei Diogenes Laertios (der maßgeblichen Quelle für den Begriff der philosophischen Auswahl-Eklektik), bei Clemens von Alexandria (patristische Eklektik) und in zwei medizinischen Texten auf. Im Blick auf die einschlägigen Argumentationsmuster der Neuzeit sind daneben aber auch mehrere antike Zitate und Gedanken begriffsgeschichtlich wichtig. Aus dem selben Grund muß die Behandlung der neuzeitlichen Autoren mit Petrarca einsetzen und Denker wie Valla (Freiheitsidee) und Vives sowie den Begriff des Synkretismus heranziehen. Das zweite Kapitel stellt aber auch das Auftauchen neuzeitlicher Spuren des Begriffs Eklektik dar, z. B. bei Bembo, Ramus, Lisius, Alsted und in der Philosophiegeschichtsschreibung. In sachlicher Hinsicht (Auswahl) ist besonders der Mediziner Sennert interessant. Die Zeit von 1640 bis 1650 zeigt den Begriff u. a. bei dem Historiker Selden, dem Theologen Taylor und dem Philosophen Heereboord; es handelt sich, so könnte man sagen, um die Zeit der Inkubation (Kap. 3), an die sich die Zeit des Durchbruchs des Begriffs (1650–1675, Kap. 4) anschließt – eines Durchbruchs vor allem auf den Feldern der Geschichtsschreibung und der Naturwissenschaft. Die Jahre von 1675 bis zur Jahrhundertwende umschließen die Blütezeit (Kap. 5), womit in erster Linie der überragende Beitrag gemeint ist, den Sturm als Naturwissenschaftler für den Begriff Eklektik leistete. In dieser Zeit schickte sich aber bereits die im Entstehen begriffene Idee des Selbstdenkens an, die Eklektik sowohl zu beerben als auch zu verändern (Thomasius; Budde und die ›Sache selbst‹). Das achtzehnte Jahrhundert zeigt daher den Abstieg des Begriffs in Form seiner Ausbreitung, Entleerung (Eklektik ohne Auswahl) und Auflösung (Kap. 6). Diese Entwicklung setzte also bereits lange vor Wolffs Einfluß (›System‹) ein, der gleichwohl eine deutliche Zäsur bildet – allerdings nicht in dem Sinne, daß nach dem Abklingen dieses Einflusses die Eklektik wieder ihr Haupt erhoben hätte. Auch wenn die katholische Eklektik noch einmal den Begriff der freien, selbstständigen Auswahl aufgriff, so bedeutete Eklektik am Ende des Jahrhunderts doch bei wichtigen Autoren, genauso wie heute, unselbstständige Vermischung, also Synkretismus im pejorativen Sinn. Dennoch gelang dem Begriff eine dreimalige Wiederkehr (Kap. 7): Cousins eklektischer Theaterdonner, der aber sowohl wegen der darauf bezogenen Kritik der Künstler wichtig ist als auch wegen der Zustimmung in der französischen Medizin; die eklektische Richtung (bzw. Sekte!) in der amerikanischen Medizin des 19. Jahrhunderts; die eklektische Psychotherapie des 20 Jahrhunderts.weiterlesen

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Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-7728-1629-1 / 978-3772816291 / 9783772816291

Verlag: frommann-holzboog

Erscheinungsdatum: 30.11.1993

Seiten: 771

Auflage: 1

Autor(en): Michael Albrecht
Herausgegeben von Eckhart Holzboog

48,00 € inkl. MwSt.
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