Den griechischen Philosophen Epikur (341-271/270 v. Chr.) als Apostel der Völlerei, als Fress- und Saufpatron aller zügellosen Genüsse, als ‚Schweinephilosoph‘, zu bezeichnen, ist abwegig. In Wirklichkeit favorisierte er eine intelligente Mäßigung und Steuerung der Leidenschaften, um den menschlichen Geist und damit auch den Körper von jeder Versklavung zu befreien. Für den kurz nach 100 v. Chr. geborenen Römer Lukrez war Epikur ein Befreier der Menschheit von der Angst. Wie sein Lehrmeister Epikur kämpfte Lukrez in seinem Werk De rerum natura vehement gegen die Todesfurcht und die Vorstellung von einem Leben nach dem Tod. Für ihn war die epikureische Lehre von den Atomen ein Appell an den nüchternen Verstand, dessen sich der Mensch bedienen muss, um sich von seinen selbstzerstörerischen Ängsten zu befreien. In Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ heißt es daher: „Der göttliche Epikur und die Venus mit dem schönen Hintern … müssen die Türsteher der Republik werden, damit die Revolution aufhören und die Republik anfangen kann.“ Diese Maxime ist das Leitmotiv des vorliegenden Essays.weiterlesen