Erforschung und Entwicklung alternativer Mittelzubereitungen für die Apfelschorfbekämpfung im Falllaub
Produktform: Buch
Das Ziel der Untersuchungen war, durch die Applikation von Nährmedien,
potenziellen Antagonisten und/oder fungiziden Pflanzenextrakten (Saponine) nach
dem Blattfall einen phytosanitären Effekt mit einer Entwicklungsstörung auf die
Fruchtkörper von V. inaequalis zu erreichen. Die Auswirkungen der Behandlungen
wurden durch das verbleibende Ascosporenpotenzial über die Primärsaison
bewertet. Die Ursachen und Wirkungen der Präparate wurden mikrobiologisch und
biochemisch analysiert. Eine Chloroform-Methanol-Extraktion wurde als alternative
Methode zur Isolierung von Saponinen entwickelt. Die Pflanzenextrakte wurden
mittels SPE-Kartuschen und erstmals durch Verwendung der Hydrophoben
Interaktionschromatographie aufgereinigt. Es konnten nahezu alle unwirksamen
Begleitsubstanzen abgetrennt werden. Die fungiziden Wirkstoffe wurden mit einem
neu entwickelten Blutagar-Test, der die hämolytische Eigenschaft der Saponine
nutzt, nachgewiesen und durch HPLC-Analysen charakterisiert. In vitro konnte für
alle Saponinextrakte eine hemmende Wirkung auf die Keimung der Konidien und das
Mycelwachstum des Erregers nachgewiesen werden. Die präventive Behandlung von
Sämlingen in Gewächshausversuchen mit 1% Saponinextrakten von Waschnuss und
Kastanie führte zu einer nahezu vollständigen Befallsreduktion. Eine „STOPPSpritzung“
6 h nach der erfolgten Inokulation bewirkte eine Verminderung der
Schorfsymptome um mehr als 70% und eine Reduktion der Sporulation um 98-100%.
Das Ascosporenpotenzial konnte durch Falllaubbehandlungen im Herbst/Winter um
bis zu 90% reduziert werden. In vitro identifizierte Antagonisten, die in das Falllaub
eingebracht wurden, konnten die Ascosporenmenge nicht vergleichbar reduzieren. In
vier Versuchsjahren konnte standortunabhängig durch die Applikation von
Nährmedien ein Wirkungsgrad von ≥ 97% zur Verminderung der Ascosporen-
Freisetzung erreicht werden. Als besonders effektiv erwies sich ein konzentriertes
LEIBER Hefeextrakt, welches die Ascosporenmenge nahezu vollständig reduzierte.
Die mikrobiologischen Analysen des Falllaubes ergaben eine 10 bis 1.000-fache
Erhöhung der Organismenzahl, einschließlich potenzieller Antagonisten. Die
mikrobiologische Aktivität (biologischer Sauerstoffbedarf) war bis zu dreimal höher
als in unbehandelten Blattdepots und hatte einen verstärkten und schnelleren
Blattabbau zur Folge. Die bakteriellen und pilzlichen Falllaubbesiedler wurden von
den Blättern isoliert und mit MALDI-TOF oder über die Sequenzierung ihrer ITS rDNA
identifiziert. Pseudomonaden stellten mit 37-45% der Bakterienisolate die dominante
Organismengruppe im Falllaub dar. In vitro wurde eine Hemmung des
Mycelwachstums von V. inaequalis um 48-69% festgestellt. Cladosporium
cladosporioides, Aureobasidium pullulans und Epicoccum nigrum waren mit einem
Anteil von jeweils mehr als 10% die wichtigsten Vertreter der Pilze und hemmten das
Wachstum in vitro um bis zu 57%. In der Mehrzahl der Proben war die
Zusammensetzung der Mikroorganismen im Vergleich zu Kontrollblättern im
Wesentlichen quantitativ verändert. Eine Verschiebung innerhalb der dominanten
Spezies konnte nicht festgestellt werden. Als wirksame Stoffe konnten Peptide
≤ 3 kDa und Aminosäuren identifiziert werden. Die Behandlung des Falllaubs mit
Nährmedien könnte als eine neue phytosanitäre Strategie in die obstbauliche
Praxis integriert werden und zu einem Kupferersatz beitragen.weiterlesen