So sollte es ein Muss sein, dem Publikum alle Seiten zu präsentieren, nämlich Ton, Wort und Bild. Nur in dieser Weise kann man dem Werk Saties gerecht werden und sich diesem Finder und Initiator einer neuen multisensorischen Schaffensweise nähern, der durch seine große Imaginations- und Wandlungsfähigkeit zu überzeugen wusste.
Beschreibung: Satie war ein Mensch, der alle schulisch erworbenen, traditionellen Fähigkeiten weitgehend ungenutzt liess, um sich auf seine Art und Weise mit den künstlerischen Strömungen seiner Zeit auseinanderzusetzen. Die Produkte seiner Arbeit stiessen allerdings nicht selten auf grosses Unverständnis. Allzu krass fiel seine Aversion gegen bürgerliche Hörgewohnheiten und Aufführungspraktiken aus.
Seine Infragestellung der konventionellen Kompositions- und Darstellungstechniken der bürgerlichen Musik mit Mitteln des Skurrilen, Humoristischen einerseits, die Erscheinungsweise seiner Musik, ihre verwirrend wirkende Vielfalt und kontinuierliche Veränderung andererseits, hatte zur Folge, daß Satie heute zu den gefeierten, aber gleichzeitig auch zu den umstrittensten Persönlichkeiten der Musikgeschichte zählt.
Seine Musik scheint nicht gealtert zu sein, sondern ihre anfängliche Aktualität bewahrt zu haben. Komponisten wie Debussy, Ravel und Strawinsky unterlagen dem Einfluss Saties ebenso wie sich z. B. John Cage oder der Jazz auf ihn berufen haben.
Es ist wichtig zu wissen, dass Satie nicht ausschliesslich Komponist war, sondern ebenfalls ein phantasievoller Literat und Zeichner. Das drückt sich klar in seinem Schaffen in einer spezifischen Multimedialitaet aus und lässt sich unter rein musikalischen Aspekten kaum erfassen.
So ist es nicht unproblematisch, den Werken Saties, in denen Text und Musik ineinandergreifen, mit einem normalen Klavierabend gerecht zu werden. Ebenso können traditionelle Schallplatten kaum zu einer Lösung beitragen. Zu gross ist die Gefahr, sich einerseits in den schönen Klaengen der Satie'schen Musik zu verlieren, andererseits auf Grund des fehlenden Textes nur ungenügendes Verständnis zu erreichen.
Sports et divertissements (Sport und Vergnügungen), (1914) Appetitverderbender Choral; Die Schaukel; Die Jagd; Die italienische Komödie; Das Erwachen der Braut; Blindekuh; Das Fischen; Bootsfahrt; Baden im Meer; Karneval; Golf; Der Krake; Pferderennen; Die vier Ecken; Das Picknick; Die Wasserachterbahn; Der Tango; Der Flirt; Feuerwerk; Tennis.
In den 20 Stücken von SPORTS ET DIVERTISSEMENTS (SPORT & VERGNÜGEN) erleben wir die Integration der Kunstformen Musik, Dichtung und Zeichnung. Im Jahr 1914 schrieb Satie zu einer Serie von Zeichnungen, die Charles Martin geschaffen hatte, Musik mit dem gleichen Titel. Zu jeder Zeichnung erfand er eine kleine Geschichte, woraus zwanzig Gedichte in japanischen Versmassen entstanden sind. Dann komponierte er zu den Zeichnungen und den Texten Musik, die tonmalerisch auf das Thema überhaupt wie auch minutiös auf die im Text erwaehnten Einzelheiten eingeht. Wir erleben hier Wandlungen innerhalb der Kunstdisziplinen, die parallel so verwoben sind, dass wir von zwanzig Miniaturgesamtkunstwerken sprechen können.
In den Stücken von SPORTS ET DIVERTISSEMENTS verbinden sich Bild, Text, Musik und Bewegung so eng miteinander, dass die Wirkung dieser Werke nur zustande kommt, wenn der Zuhörer alle drei oder vier Komponenten gleichzeitig aufnimmt.
Das Hör- und Bilderbuch mit einem 24seitigem farbigen Büchlein, mit colorierten Originalzeichnungen aus den 20er Jahren und den Originaltexten in deutscher Übersetzung.weiterlesen