Kriminalitätshistorische Studien vom 16. bis zum 19. jahrhundert
Produktform: Buch
Die hier versammelten Mikrostudien geben Einblicke in das Leben und die Vorstellungswelten von Menschen, die von "vormodernen" Kriminalgerichten im Gebiet des heutigen Österreichs steckbrieflich gesucht, angeklagt oder verurteilt wurden. Abgerundet werden diese Mikrostudien durch zwei Beiträge, welche die Ermittlungsarbeit der Polizei und den Alltag in Psychiatrien im ausgehenden 19. Jahrhundert in den Blick nehmen.
Nicht "Wahnsinnige" und "VerbrecherInnen" stehen im Zentrum dieses Buches, sondern Frauen und Männer, welche mit religiösen und anderen magischen Praktiken nach Schätzen suchten (Schatzgräberei); ihres Lebens überdrüssig, sich für den Freitod entschieden (Selbstentleibung); Gott oder Heilige in Worten und mit Taten beleidigten (Blasphemie und Sakrileg) oder sich mit kleinen oder größeren Diebstählen ihr Überleben sicherten (Diebstahl, Räuberbanden). Daneben liefert der Band aber auch Einsichten, wie jemand zur Hexe gemacht wurde, wie frühneuzeitliche Gerichte mit versuchter Vergewaltigung umgingen und welche Vorstellungen Männer und Frauen bildungsferner Schichten vom Körper und seinen Funktionen hatten.
Die feinsinnigen Analysen zeigen, dass die Bewertung von Handlungen nicht in der Natur der Dinge liegt, sondern ein Produkt der Kultur der jeweiligen Zeit ist. Verfasst wurden die Mikrostudien von Absolventen und Absolventinnen der Studienrichtung Geschichte der Universität Wien. Sie sind faszinierend zu lesen und zeigen, wie spannend die Analyse von Quellen der Gerichte, der Polizei und der Psychiatrie sein kann. Und sie belegen das hohe theoretische wie methodische Niveau der jüngeren Generation von Historikern und Historikerinnen.weiterlesen