EU-Zuwanderung nach Deutschland - Analysen zur Diversität von EU-Zugewanderten in Deutschland
Produktform: Buch
Ungefähr 1 % der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger ohne deutsche Staatsbürgerschaft lebt in Deutschland. Das mag zunächst nicht nach viel klingen. Anders verhält es sich, wenn wir absolute Zahlen heranziehen: 4,7 Mio. Menschen mit der Staatsangehörigkeit eines anderen EU-Mitgliedsstaates haben ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland. Damit sind es 82,2 % mehr als noch im Jahr 2008. Die EU-Zuwanderung nach Deutschland stellt somit neben der Fluchtmigration ein wesentliches Phänomen im Migrationsgeschehen dar. Im Vergleich zu den Geflüchteten wurde über EU-Zugewanderte in den vergangenen Jahren relativ wenig berichtet. Wurde die EU-Binnenmigration doch in den Medien aufgegriffen, so geschah dies meist in negativen Zusammenhängen – namentlich beispielsweise mit Bezug auf die Sorge, dass es nach der Aufhebung der Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit zu einer massenhaften Zuwanderung aus den neuen Mitgliedsstaaten im (Süd-)Osten Europas kommen könnte – einer „Armutsmigration“, die eine erhebliche Belastung für den deutschen Sozialstaat mit sich bringen würde.
Dabei handelt es sich bei der Zuwanderung nach Deutschland um ein sehr vielschichtiges, diverses Phänomen. 4,7 Mio. Menschen lassen sich selbstverständlich nicht über einen Kamm scheren. Sie kommen aus verschiedenen Himmelsrichtungen nach Deutschland, aus verschiedenen Beweggründen, mit unterschiedlichen (Bildungs-)Biografien und mit unterschiedlichen Zielen für ihren Aufenthalt in Deutschland. Auch in Bezug auf ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen lassen sich erhebliche Differenzen feststellen. Diese Vielfalt der EU-Zuwanderung deutlich werden zu lassen und damit einseitigen Sichtweisen entgegenzutreten, ist Anliegen dieses Buches.
Ziel dieses Buches ist es, zu verschiedenen wichtigen gesellschaftlichen Bereichen vorhandene Kenntnisse zusammenzutragen und so einen Beitrag zu einem differenzierten Verständnis der EU-Binnenmigration nach Deutschland zu leisten. Die Datenlage gestaltet sich dabei je nach Themenfeld sehr unterschiedlich. Während wir für die Beschreibung der Situation auf dem Arbeitsmarkt oder im Bildungssystem auf offizielle Statistiken zugreifen können, basiert die Beschreibung der Communities von EU-Zugewanderten stärker auf Social-Media-Analysen und Erkenntnissen aus explorativen Diskussionsrunden. Über Diskriminierungserfahrungen von EU-Zugewanderten wiederum können wir v. a. unter Bezugnahme auf Studien und Interviews mit Expertinnen und Experten Aussagen treffen. Entsprechend haben die in den verschiedenen Beiträgen dieses Buches dargestellten Beobachtungen und Analysen unterschiedlichen Charakter. Während in einigen Beiträgen repräsentative Aussagen über die Gesamtheit der EU-Bürgerinnen und EU-Bürger getroffen werden können, formulieren wir in anderen Beiträgen eher Thesen, die sich auf nicht-repräsentative empirische Indizien stützen. Letzteres trifft beispielsweise auf das Unterkapitel zu den politischen Aspekten der EU-Migration zu. Um größtmögliche Transparenz zu bieten und es somit der Leserschaft zu erleichtern, die Beiträge richtig einzuordnen, geben wir stets an, auf welcher Datengrundlage die einzelnen Beiträge fußen.weiterlesen