Europaforschung interdisziplinär
Beiträge zur 1. und 2. „Europa-Ringvorlesung“ des Europa-Kollegs CEUS der Universität des Saarlandes
Produktform: Buch
Der Europa-Schwerpunkt der Universität des Saarlandes hat mehrere Dimensio-nen: eine geographische – das Saarland liegt mitten in Europa im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und Luxemburg, in unmittelbarer Nähe zu den europäischen Institutionen; eine historische – die Gründung der Universität im Jahre 1948 nach dem Zweiten Weltkrieg war französisch-saarländische Hand-lung mit europäischem Auftrag. In dieser Gründungszeit der Universität sind die Lehrstühle international besetzt, die Vorlesungen und Kurse finden in der Spra-che des jeweiligen Dozenten statt. Nach der Saarabstimmung 1955 konnte der Plan einer „Europäischen Universität“ nicht realisiert werden, die in eine saar-ländische Landesuniversität umgewandelte Universität ist ihrer ‚europäischen Gesinnung‘ und damit ihrer inhaltlichen Europa-Dimension jedoch treu geblie-ben: Die Europa-Ausrichtung in Forschung und Lehre ist historische Verpflich-tung und maßgeblicher Teil ihres Selbstverständnisses.
Mit der Gründung des Collegium Europaeum Universitatis Saraviensis (CEUS), dem Europa-Kolleg, im Jahre 2012 hat die Universität des Saarlandes an der Schnittstelle zwischen der Rechtswissenschaftlichen und der Philosophi-schen Fakultät sowie der Fakultät für Empirische Humanwissenschaften und Wirtschaftswissenschaft eine Plattform-Struktur geschaffen, die die europabezo-genen Aktivitäten in Forschung und Lehre bündelt und vernetzt und selbst inter-disziplinäre Projekte initiiert. Hier arbeiten die Europaforscherinnen und Europa-forscher der Universität sowie weitere Einrichtungen mit Europa-Bezug fakul-tätsübergreifend in Gremien und Projekten zusammen.
Mittlerweile hat das CEUS zahlreiche interdisziplinäre Formate aufgebaut, die die Ergebnisse der renommierten Europaforschung an der Universität des Saarlandes in den öffentlichen Diskurs bringen.
Eine der ersten Aktivitäten, die das CEUS mit Beginn seiner operativen Ar-beit 2014 lancierte, war die Organisation einer zweigeteilten öffentlichen „Euro-pa-Ringvorlesung“ im Wintersemester 2014/15 und im Sommersemester 2015 zu den Teilthemen „Grenzräume, Grenzkonstruktionen und Grenzüberschreitungen“ und „Annäherungs- und Abgrenzungsprozesse im europäischen Kulturraum“. Beide Teile trugen den Schwerpunktthemen „Grenzraum“ sowie „Konvergenz und Divergenz in Europa“, die für die Ausrichtung der ersten Phase des CEUS definiert wurden, Rechnung. Das Besondere: Jeder Vortrag wurde von einem interdisziplinären Tandem bestritten, das sich auf jeweils fachspezifische Weise dem Thema näherte, dabei aber auch über den Tellerrand schaute, sodass aus der Dynamik des Austauschs neue Perspektiven darauf entstehen konnten.
In Teil 1 wurden geographische Grenzen, aber auch Fächergrenzen, Sprach-grenzen, kulturelle Grenzen und Grenzüberschreitungen diskutiert. Im Fokus standen die Aktualität sogenannter Nationalliteraturen, die Wege von Medienin-formationen und der grenzüberschreitende Arbeitsmarkt in der hiesigen Großre-gion Saarland-Lothringen-Luxemburg-Rheinland-Pfalz-Wallonie, literarische Repräsentationen der Städte Sarajevo und Thessaloniki, kulturelle Bedeutungen von Grenzziehungen und -überwindungen in Nordamerika und Großbritannien, aber auch Grenzkonstruktionen und -bewusstsein in Grenzregionen mit übergreifen-den religiösen Ordensstrukturen sowie in der Antike und im Mittelalter.
Teil 2 widmete sich Unterschieden und Gemeinsamkeiten in der Entwicklung von Sprache und Kultur sowie von Politik und Medien in Europa. Schwerpunkte waren Unterschiede in der Darstellung der klassischen Götter und Heroen in den Bildkünsten der Antike und der Neuzeit oder auch die Frage, wie sich Sprach-grenzen und politische Grenzen in der wechselvollen Geschichte des 20. Jahr-hunderts in Ost und West zueinander verhielten. Ein Vergleich antiker Gerichts-rhetorik mit Propaganda-Rhetorik im Zweiten Weltkrieg wurde ebenso diskutiert wie die identitätsstiftende Funktion des Comichelden Asterix oder das Paradig-ma der Interkulturalität aus wirtschaftswissenschaftlicher und kulturwissen-schaftlicher Perspektive.
Die Beiträge zu dieser ersten Auflage des 2014 begründeten Formats „Euro-pa-Ringvorlesung“ liegen nun in diesem Band in schriftlicher Form vor, bewusst kurz gehalten; die Tandems wurden zum großen Teil beibehalten, sodass der experimentelle Charakter des Formats sich auch in der Verschriftlichung wider-spiegelt.weiterlesen
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