Zu Beginn des 21. Jahrhunderts, in dem die Erfahrung von Vertreibung, Flucht und Migration von immer mehr Menschen geteilt wird, stellt sich auf vielfältige Weise die Frage nach dem Verhältnis von Heimat und Exil. Die jüdische Erfahrung sowie die Tradition des Exils spielen dabei eine wichtige Rolle. Mit der Flucht vor der nationalsozialistischen Verfolgung wurden bei vielen jüdischen Literaten und Intellektuellen Zweifel geweckt, ob eine deutsch-jüdische Symbiose jemals mehr als Wunschdenken gewesen war. Für viele wurden mit der Assimilation an die deutsche Kultur dabei zugleich auch die für die jüdische Moderne prägenden Konzepte von Assimilation und Akkulturation als solche fragwürdig. Wo nicht eine Hinwendung zum Zionismus die Konsequenz war, lässt sich jenseits religiöser Orientierung häufig eine verstärkte Auseinandersetzung mit jüdischen Traditionen von Diaspora und Galut (Exil) beobachten. Die Beiträge des Bandes »Exil – Literatur – Judentum« rückt eine Konstellation in den Blick, deren drei Aspekte je unterschiedlich akzentuiert und verknüpft werden.weiterlesen