Faire la magistrature au Bénin
Careers, Self-Images and Independence of the Beninese Judiciary (1894-2016) – With a Preface by Thomas Bierschenk
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Since 2012, judges and prosecutors in Benin have gone on strike repeatedly, sometimes for months at a time. They are protesting against sweeping accusations of corruption, irregular appointments and political influence. On 10 July 2014, the dispute between the judiciary and the government came to a head. Wearing judicial robes, the magistrates demonstrated on the streets of Porto‐Novo against the government’s bill to take away their right to strike and other freedoms.
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Seit 2012 streiken die Richter*innen und Staatsanwält*innen („magistrats“) in Benin immer wieder. Sie protestieren gegen Korruptionsvorwürfe, Strafversetzungen von Staatsanwälten, regelwidrige Ernennungen und die politische Einflussnahme auf die Judikative. Kurz: Sie fordern die Einhaltung ihrer eigentlich gesetzlich zugesicherten Unabhängigkeit. Wie kommt es dazu, dass „magistrats“ in Benin erstmals in der gesamten Berufsgeschichte sogar in ihren Roben auf der Straße demonstrieren?
Ausgehend von dieser aktuellen Fragestellung wird in der vorliegenden Arbeit die Entstehung des Richterberufs von seinen Anfängen in der (französischen) Kolonialzeit bis in die Gegenwart analysiert. Es zeigt sich, dass die unterschiedlichen Erbschaften des Kolonialismus, Sozialismus und der Demokratie die beninische Justiz prägen und bis heute auf die Berufsausübung der „magistrats“ auswirken.
Richter*innen befinden sich in einem „double bind“: Sie sind unabhängig und doch abhängig, weil sie zum beninischen Staat gehören und dieser über ihre Nominierung und Besoldung entscheidet. Die in der Literatur verbreitete Vorstellung einer korrupten Richterschaft wird aus emischen Perspektiven differenziert diskutiert: Was heißt es, in Benin Karriere als „magistrat“ zu machen? Warum verfolgen einige eine schnelle, andere nur mühsam eine Karriere? Ihre Vorstellungen eines bon magistrat und das Idealbild der Profession scheitern immer wieder an den Anforderungen des Alltags und der Realität – die „magistrats“ versuchen, diese Dilemmata zwischen ihrem hohen Berufsideal und der „Politik“, die mit allen Mitteln in die richterliche Unabhängigkeit einzugreifen versucht, zu meistern.
Die vorliegende Arbeit ist ein Beitrag zur Erforschung der größeren Fragestellung des Funktionierens von Staatlichkeit in Afrika und insbesondere in Benin. Vor dem Hintergrund, dass bis in die 2000er Jahre wenig empirisch fundierte Literatur über die beninische Justiz und ihre Akteur*innen existierte, ergänzt diese Pionierarbeit über „magistrats“ in Benin die bereits erfolgten Arbeiten über frankophone und anglophone Staaten in Westafrika. Die Darstellung der Mikroperspektive der „magistrats“, ihrer Diskurse und Praktiken produziert neues Wissen und liefert ein dicht beobachtetes Porträt des Berufsstandes ab 1894 bis in die Gegenwart.
What moved them not only to stop working again and again, but even to protest in the streets wearing their robes? What does it mean to be a magistrate and to work in this profession in this politically tense situation in Benin? Why do the magistrates act the way they do? In this book, the actions and views of state magistrates are examined and thus contribute to the larger question of how statehood functions in Africa and Benin in particular. In doing so, a portrait of a professional group which goes back to 1894 was created.weiterlesen
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