Schon das frühe Christentum beging drei „Sündenfälle“, die den drei Versuchungen Jesu in der Wüste entsprechen. Im ersten Sündenfall verwechselten nicht mehr verstehende Gläubige das wahre Selbst, das unsterbliche „Christusprinzip“ im Menschen, mit dem irdischen, sterblichen Ich. Statt dass sie dieses auf einem spirituellen Weg im wahren Selbst „aufgehen“ ließen, erlagen sie der Illusion, es werde mit Hilfe eines Erlösers am jüngsten Tag unsterblich auferstehen. Dem folgten der zweite Sündenfall in die Macht und der dritte in die falsche Selbstsicherheit. Dadurch ging die spirituelle Dimension verloren und wurde durch eine irdisch-religiöse ersetzt. Starre Dogmatik, Machtwille und Unfehlbarkeitsanspruch prägten seitdem die Geschichte der Kirche(n) in Antike, Mittelalter und Neuzeit (Reformation und Gegenreformation) bis zur Gegenwart.
Doch immer wirkte die kosmische „Christuskraft“ in Einzelnen in und außerhalb der Kirchen und brachte Gemeinschaften hervor, die ihr Ausdruck gaben, zum Beispiel Katharer, Rosenkreuzer und Freimaurer. Sie ermöglicht, dass heute die Sündenfälle, nachdem sie und ihre Folgen leidvoll durchlebt wurden, als solche erkannt und rückgängig gemacht werden. Ein neues, geläutertes, spirituelles Christentum unter den Bedingungen der Moderne würde auferstehen. Es würde Wissenschaften, Künste und Religion verwandeln und böte die Chance, den Ursprung der modernen Ideologien zu erkennen und sie zu überwinden. Es könnte auch den müden Kirchen neues Leben einhauchen. Denn der Kampf um neue Kirchen-Strukturen hat nur Sinn, wenn vor allem auch der erste Sündenfall erkannt und falsche Dogmen aufgelöst werden, die das Einströmen spiritueller Kräfte verhindern.
„ … und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Johannes 8,32
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