Im Roman, Felsen der Einsamkeit sind Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft miteinander verflochten und fließen ineinander wie Gefäße, immer wieder
verschmelzen die Rückblicke mit den Erinnerungen und selbst die Personen
befinden sich in einer zeitlosen Zeit. Die Romanachse dreht sich um das an 72
Vertretern führender Familien der Çamen -Albaner aus der Küstenregion von
Ionischem Meer- verübte Massaker in Paramythia, wohin sie unter dem Vorwand der
Friedensverhandlungen vom griechischen Metropoliten eingeladen und aus dem
Hinterhalt am Selanbach ermordet wurden. Ihre zwischen zwei Welten
umherirrenden Seelen finden keinen Frieden und sie stecken im Fluss auf einem
Boot fest, das sie wie die Fähre des Charon in den Hades bringen soll. Das
Phantom Avdul versucht, nicht nur seinen Sohn, sondern in der Vergangenheit
auch Ferik vor dem sich zusammenbrauenden Unheil zu warnen. Böse Vorzeichen
durchziehen die Zeiten und wollen die Menschen dazu anhalten, alles stehen und
liegen zu lassen und zu fliehen, um ihr Leben zu retten. Der Feind fordert von
ihnen nicht nur ihr Hab und Gut, sondern auch, dass sie ihre Sprache wechseln
und ihre Namen ändern und sich vollständig assimilieren, bis ihr Stamm
erloschen ist. Tom Kuka erzählt meisterhaft vom dörflichen Alltag, in dem die
Christen und Muslimen nur theoretisch getrennt voneinander leben, und der von
humorvollen Geschichten begleitet wird, die aus der Unwissenheit und der Angst
vor dem Neuen herrühren; er schildert den blutigen, körperlichen Liebeschmerz
durch abgeschossene Pfeile und den Eros, der einen um den Verstand bringt. Es
ist ein Märchen aus den vergangenen Zeiten über heißblütige Burschen und
verspielte Mädchen, über eindrucksvolle Tänze und nachrichtenüberbringende
Luftwirbel, die Blumen rußen und Blut weinen. Hier gibt es keine tonangebenden,
prahlerischen Wortführer, sondern nur gutmütige Menschen, die sinnenfroh, stolz
und vertrauensvoll nach dem Frieden streben.weiterlesen