FINALE | THE FINAL | ФІНАЛ
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Am 1. Juli 2012 fand im Olympiastadion von Kyjiw das Finale der UEFA EURO 2012 statt. Zu diesem Spiel reisten Fußballfans aus aller Welt in die ukrainische Hauptstadt, um das Spiel Spanien-Italien zu sehen. Was damals niemand ahnen konnte: Es war der Vorabend zu einer Zeit, die von Krise und Krieg bestimmt werden sollte. 2012 war Kyjiw von den Insignien einer globalen, durchkommerzialisierten Fußballkultur besetzt, der Grazer Fotograf Martin Behr dokumentierte drei Tage lang die kommerzielle Eventisierung eines Fußballfinales, an der sich viele global player des westlichen Kapitalismus beteiligten. „Der ausgelassenen Volksfeststimmung steht das Aufeinandertreffen von städtischer Architektur und der temporären Infrastruktur und grellen Werbeästhetik einer Großveranstaltung gegenüber, die unter dem Slogan ,Creating History Together' im Sommer 2012 in verschiedenen Städten Polens und der Ukraine ausgetragen wurde“, schrieb Camera Austria-Chefredakteurin Christine Töpfer in „Tagebuch – Zeitschrift für Auseinandersetzung“ über die Fotoserie „Finale“.
Die Inszenierungen der UEFA, aber auch der westlichen Großfirmen im urbanen Raum der ukrainischen Hauptstadt erscheinen seit Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres in einem anderen Licht, bekommen eine neue Relevanz. Aus diesem Grund lässt ein internationalen Kollektiv, das sich „Creating History Together 2012/22“ nennt, die Sommertage von einst Revue passieren und ergänzt die Bilder zur Fußball- und Kommerzshow mit subjektiven Berichten und kritischen Analysen sowie Illustrationen, die in den vergangenen Wochen unter dem Eindruck von Krieg und Zerstörung entstanden sind. Der Journalist Herwig G. Höller (APA, „Der Standard“, „Die Zeit“) steuert einen Text über die gesellschaftspolitische Situation von 2012 bei, Nicole Selmer (stellv. Chefredakteurin „ballesterer“) reflektiert ihre Eindrücke, die sie aus mehreren Reisen in die Ukraine gewonnen hat, der ukrainische Sportjournalist Andrij Senkin (Tribuna.com und Ex-Moderator des Programms „TaToTake“) beschreibt die Schatten von Korruption und Manipulation, die über dem scheinbar unbeschwerten Fußballfest lagen und bis in die Jetztzeit nachwirken.
Diese Texte sowie eigene Erfahrungen haben den ukrainischen Künstler und Grafiker Oleg Gryshchenko zu sechs Illustrationen über das vergangene wie gegenwärtige Geschehen motiviert. Der nach wie vor in Kyijw Gryshchenko lässt in seinen Motiven die Zeitebenen und damit auch das Betriebssystem Fußball mit den Ahnungen und Erscheinungsformen des Krieges verschmelzen. Christian Wiedner (Agentur Satz & Sätze) zitiert in der grafischen Konzeption der Publikation die Ästhetik der Sammelalben der italienischen Firma „Panini“ und verweist damit einmal mehr auf die von Kommerzialisierung durchdrungene Fußballwelt. Das Projekt ist zur Gänze privat finanziert, viele Beteiligte haben auf Honorare verzichtet, der Gesamterlös der im Verlag Bibliothek der Provinz erscheinenden Publikation kommt dem Grazer Koordinationsbüro des Projektes „Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists“ im Kunstzentrum zugute.
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