'Law on trial' – Gesetz und Recht vor Gericht, auf dem Prüfstand, zur Verhandlung – ist eine konzeptuelle Figuration, deren Bezogenheit auf zeitgenössische Künste Lisa Stuckey kritisch beleuchtet. Ausgangspunkt ist die "Investigative Ästhetik" (MACBA 2017) der Forschungsagentur Forensic Architecture, die Kriegsverbrechen und ökologische wie politische Krisen untersucht und sie in den Ausstellungs- wie Gerichtssaal bringt. So wird gefragt, weshalb es ausgerechnet ästhetische und poetische Verfahren sind, denen im Sinne einer "response-ability" (Haraway 2008) eine radikale Befragung sozialer Gerechtigkeit überantwortet wird. In punktuellen Exkursen werden zudem Stratageme von Forensic Architecture mit denen der Filmemacherin Constanze Ruhm und der Poetin M. NourbeSe Philip verglichen. Nachdem das Recht im 18. Jahrhundert zum "Modellfall für Wissenssysteme" (Vismann/Weitin 2006) geworden ist, steht das heutige buchstäbliche Auf-die-Probe-Stellen von Recht im Zusammenhang mit einer neuen Dimension der Aufdeckung, die an die Institutionskritik der 1990er Jahre anschließt und zu einem Funktionswandel der Künste führt, in denen forensische Verfahren Konjunktur haben. 　 　 weiterlesen