Forschungen in der Mykale I,1
Survey in der Mykale (Dilek Daglan / Aydin) 2001–2009: Landeskunde eines westkleinasiatischen Gebirgszuges vom Chalkolithikum bis in spätosmanische Zeit. 2 Teile
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Die Mykale, in byzantinischer Zeit Brachianos, heute Dilek Dağları, ehemals Samsun Dağ, ist ein westkleinasiatischer Gebirgszug, der den westlichsten Abschnitt des Mäandergrabens im Norden begrenzt. Das Gebirge erstreckt sich von der türkischen Mittelstadt Söke im Osten bis Kap Dip Burun, dem antiken Trogilion, im Westen über rund 30 km in südwestlicher Richtung. Da sein Kamm – »Mykales luftiger Scheitel« (Hom. Il. 2,869) – leicht nach Süden ausschwingt, bildet die dicht bewaldete Nordseite der Mykale weniger schroffe Abhänge als ihre kahle, aber wasserreiche Südseite. An der Südflanke des Gebirges liegen von Ost nach West das bis heute nicht genau lokalisierte ältere sowie das jüngere Priene, eine Neugründung des 4. Jh. v. Chr., sowie das bisher ebenfalls noch unentdeckte Naulochos. Weiter westlich folgten bei Atburgazı Skolopous und oberhalb von Karine der befestigte milesische Demos Thebai. Der flachere westliche Teil der Mykale mit dem samischen Demos der Mykaleis gehörte zur Peraia der Insel Samos. Die Westspitze der Mykale ist nur durch die knapp 1500 m breite Samosstraße, dem Heptastadion, von Samos getrennt. Auf der Nordseite des Gebirges folgten von West nach Ost die Batinetis, die ebenfalls zu Samos gehörte, mit zwei samischen Phrouria, dann die Dryoussa, ein zwischen Samos und Priene strittiges Gebiet, sowie im Nordosten die Anaeitis Chora, das Landgebiet von Anaia, dem heutigen Kadıkalesi. In der Dryoussa lagen bei Güzelçamlı das jüngere Panionion aus der zweiten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. sowie eine karische Ringburg auf dem Kale Tepe aus dem frühen 7. Jh. v. Chr., die man zeitweise fälschlich für Melia hielt. Die ca. 650 v. Chr. gegründete, aber schon zwei Generationen später 600/590 v. Chr. wieder zerstörte karische Höhensiedlung von Melia wurde jedoch erst 2004 zusammen mit dem archaischen Panionion am Çatallar Tepe auf 800 müM entdeckt.
Obschon Th. Wiegand bereits 1895 begonnen hatte, das spätklassisch-hellenistische Priene auszugraben, das seit 1999 erneut intensiv erforscht wird, blieb die Mykale selbst, die sich über rund 300 km² erstreckt, weithin eine terra incognita. Ein Team von Bochumer Archäologen unter Leitung des Verfassers hat zwischen 2001 und 2009 die Mykale systematisch erkundet und dabei im Zuge eines extensiven Survey, der mit intensiven Rastersurveys ausgewählter Bereiche und Ausgrabungen einherging, 317 Fundstellen vom Beginn menschlicher Siedlungstätigkeit in der Mykale im Spätchalkolithikum bis in spätosmanische Zeit registriert. Die Auswertung der Funde und Befunde unter historisch-geographischen und siedlungsarchäologischen Aspekten enthält der vorliegende Band. Nichts könnte nachdrücklicher die Bedeutung siedlungsarchäologischer Forschung unterstreichen, als der Umstand, dass die langjährige Suche nach dem Zentralheiligtum des Ionischen Bundes, dem Panionion, erst knapp zweieinhalb Jahrhundert nach dem ersten inschriftlichen Hinweis und mehr als ein Jahrhundert nach dem ersten Spatenstich in Priene von Erfolg gekrönt war.weiterlesen
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