Im Laufe meines bisherigen Lebens habe ich einiges geschrieben. Manchmal passiert es, dass ich ältere Texte von mir finde und mich wundere: Habe ich das geschrieben?
Ich bin ein anderer Mensch geworden. Das „alte Zeug“ von vorgestern möchte ich am liebsten wegwerfen, hier etwas neu formulieren, streichen, eine Bemerkung einfügen.
Damit geht es mir vielleicht wie jedem Leser fremder oder eigener Literatur. Worte sind beschränkt und erfassen niemals die ganze Welt des schreibenden und lesenden Menschen.
Im Frühjahr öffnete ich neugierig ein vor 11 Jahren notiertes Gespräch, das sich in einem archivierten Forenbeitrag unter dem Titel „Die Currywurst“ versteckte. Nach dem Lesen spürte ich den Wunsch, diese Unterhaltung fortzusetzen.
Gleichsam lief ich seit Jahren mit dem Gedanken herum, ein Buch zu schreiben, denn ich spürte meine Grenzen, im persönlichen Schriftverkehr zu erläutern, was ich für wertvoll hielt, um Probleme zu lösen. Die mir begegnenden Widerstände ließen mich Abstand nehmen.
Ein Buch kann ich der anonymen Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, so dass meine Person als Brückenbauerin von der Bildfläche verschwindet, um die Worte sich selbst und dem möglichen Leser die Verantwortung zu überlassen, sie auf gewinnbringende Weise zu deuten gemäß dem einfachen, aber aus meiner Erfahrung zutreffenden Sprichwort: Jeder ist seines Glückes Schmied.
Jutta Riedel-Henck, 27. Juli 2015weiterlesen