Frauen an Bord von Frachtsegelschiffen 1850 bis 1939 in autobiografischen Quellen
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Wenn in der Geschichte von Frauen an Bord die Rede ist, denken viele an die Piratinnen Ann Bonney und Mary Read. Dabei hat es zahlreiche Frauen gegeben, die im 19. Jahrhundert und früher auf Schiffen gearbeitet haben. Nicht wenige lebten mit ihren Familien an Bord kleiner Küstensegler, einige auch auf großen Frachtsegelschiffen. An der deutschen Nordseeküste gab es Regionen, in denen das Mitreisen auf transatlantischer Fahrt von Schifferfrauen nicht nur gang und gäbe war, sondern sogar gefordert wurde. Während sie auf kleinen Schiffen den Haushalt versahen und Matrosenarbeit verrichteten, wurden sie auf den großen Seglern vor der Besatzung verborgen gehalten.
Zwischen 1929 und 1938 gelang es einzelnen Frauen, auf den letzten großen Frachtsegelschiffen des finnischen Reeders Gustaf Erikson zu arbeiten. Einige waren sehr ambitioniert und wollten Offizier bzw. Kapitän werden. Doch keine von ihnen hat es geschafft. In der Besatzung als 'Jonas' – als Unglücksbringerin – gemieden, als 'unweiblich' bzw. 'unnatürlich' gedemütigt, wurden Frauen entweder demoralisiert oder durften aus formalen Gründen keine weiteren Reisen machen.
Die Autorin Ursula Feldkamp hat im vorliegenden Band anhand weiblicher Selbstzeugnisse von Frachtsegelschiffen die Lebenswelt der Frauen in Bordgemeinschaften der traditionellen Segelschiffe des 19. Jahrhunderts und auf den modernen Segelschiffen der Zwischenkriegszeit rekonstruiert und zu einer maritimen Kulturgeschichte von Frauenleben und Frauenarbeit an Bord zusammengefasst. Die Studie zeigt in ihrer feinen Konturierung der Bordstrukturen, für die auch Selbstzeugnisse von Männern als Quellen ausgewertet wurden, dass einzelne Frauen in Männerdomänen kaum eine Chance hatten zu lernen. Die Studie belegt zugleich die Verunsicherung der Männer durch die Anwesenheit einer einzelnen Frau an Bord. Gegenseitige Bespitzelung und Klatsch der Seeleute führten auf den Schiffen zu gegenseitigem Misstrauen.
Die vielschichtigen Ergebnisse dieser Studie machen deutlich, dass es den weiblichen Arbeitskräften in Männergemeinschaften an Bord unmöglich war, Anfeindungen, Demütigungen und sexuelle Belästigungen überhaupt anzusprechen, geschweige denn adäquat darauf zu reagieren. Vor allem die Mikrostudien der Zwischenkriegszeit verweisen exemplarisch auf Kommunikationsmuster in Männerdomänen, die vielleicht bis heute bestehen. Ursula Feldkamps Rekonstruktion liefert interessante Erklärungsansätze, warum es so wenige Frauen in Führungspositionen gibt. Scheuen viele Frauen wirklich die Verantwortung oder fürchten sie nicht eher demoralisierende Intrigen, die nicht beherrschbar sind? Welche Möglichkeiten haben Frauen in Führungspositionen heute, derlei Konflikte anzusprechen? Die Selbstzeugnisse aus der Vergangenheit bieten lohnenswerte Anregungen für eine systemische Betrachtung von Männerdomänen, nicht nur in der Seefahrt.weiterlesen
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