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Gegen Vergessen

Vor- und Nachworte 2020/21 Ein Lesebuch der Edition Schoáh & Judaica

Produktform: Buch

Vorbemerkungen: Erinnere und vergiss nicht Gegen Vergessen: Meine allererste Schoáh-Buchpublikation trägt den Titel Kaddisch – Totengebet in Polen – Reisegespräche und Zeitzeugnisse gegen Vergessen in Deutschland (Darmstadt 1984, ²1987). Gegen Vergessen ist die gesamte Edition Schoáh & Judaica ausgerichtet, die sich nach diesem ersten Band in 37/38 Jahren entwickelte. Gegen Vergessen: Die Forderung "Sachór – Gedenke!" wird in der hebräischen Bibel rund 250 mal formuliert, nicht selten bezüglich dessen, was dem jüdischen Volk an Unrecht und Verfolgung widerfuhr, besonders markant in 5 Mose 25, 17-19: "Gedenke, was dir Amalek angetan..., vergiss (es) nicht!" Diese Verse werden am Schabbat vor Purim gelesen, am 'Schabbát Sachór'. Gedenken und nicht zu vergessen wird also geradezu dekretiert und bezieht sich nicht nur auf das Volk Israel, sondern auch auf den jüdischen G'tt selbst. Das Gegenteil von Gedenken ist Vergessen, die Aufforderung, nicht zu vergessen kommt in der Bibel etwa 100 mal vor, und nicht selten wird das Gebot des Gedenkens mit der Mahnung und Warnung verschärft, keinesfalls zu vergessen (vgl. dazu hier S. 197 ff.). Gegen Vergessen: Beide 'Mitzwot' d.h. Weisungen und Pflichten, waren nun in der Tat für das jüdische Volk von ungeheurer Bedeutung, und es lässt sich sehr wohl behaupten, dass man nicht zuletzt vor allem durch diese Weisungen erst verstehen kann, wie ein Volk unter den denkbar schlechtesten Bedingungen über Jahrhunderte nicht nur überleben, sondern dabei sogar seine Identität bewahren konnte. Dies war freilich kein simpler Selbstzweck, sondern notwendige Voraussetzung dafür, G'ttes Weisungen zu befolgen und dadurch ein 'Licht für die Völker' zu sein, d.h. die Welt menschlicher machen zu helfen. Rabbiner Lord Jakobovitz (1921-1999) sagte einmal: "Wir müssen unbedingt einen Beitrag zur Entwicklung der Welt leisten, wir müssen einen Einfluss auf die Moral der Welt haben; denn für das haben wir die Geschichte schließlich überlebt. –...– Das Ziel des jüdischen Überlebens ist es, einen wertvollen Beitrag in der Welt zu leisten. Dazu muss das jüdische Leben erhöht, vertieft und verstärkt werden." (Y. Nordmann 1996, S. 11) Gegen Vergessen: Der tiefste Grund für das fundamentale Doppelgebot des Gedenkens und des Nichtvergessens ist im jüdischen G'ttes- Verständnis begründet: Denn der jüdische G'tt ist nur insoweit kenntlich, als er sich im Geschehen der Geschichte offenbart, und genau deshalb muss Geschichte unbedingt erinnert werden, wenn man das Wirken G'ttes erkennen will. In dem für das jüdische Religionsverständnis entscheidenden Dornbusch-Ereignis offenbart sich G'tt, indem er zu Mose spricht: "Ich bin der G'tt deines Vaters, der G'tt Avrahams, der G'tt Jizchaks, der G'tt Jaákovs... – nun geh, ich schicke dich zu Pharao, führe mein Volk, die Söhne Jisraels, aus Ägypten!" (2 Mose 3, 1-17). G'tt erinnert Mosche an die Väter, weil das Volk seinen G'tt als den seiner Väter unverwechselbar erkennt, indem es sich seiner Taten erinnert. Der "Wappenspruch" der Jüdischen Gemeinde von Thessaloniki lautet: "G'tt erinnert, was Menschen vergessen."weiterlesen

Sprache(n): Deutsch

ISBN: 978-3-86628-729-7 / 978-3866287297 / 9783866287297

Verlag: Hartung-Gorre

Erscheinungsdatum: 04.10.2021

Seiten: 232

Auflage: 1

Autor(en): Erhard Roy Wiehn

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