„Was man spürt, wenn man ein Gedicht liest, sind die Bewegungen des Gemüts. Nicht nur das
Gemüt des Dichters und nicht nur das eigene, sondern beide im Gedicht vermischt, als wäre das Gedicht das Neutrum des Gemüts.“ (Inger Christensen)
Diesen Geheimniszustand, den Inger Christensen mit dem Schreiben und dem Lesen verband, wählten wir ein Jahr lang als Impulsgeber für die neunte Ausgabe der Inskriptionen. Etliche Autoren haben sich davon berühren und bewegen lassen, haben diesen Zustand in den unterschiedlichen Arten interpretiert: als „Realitätsschatten“, „Erinnerungsbrösel“, „Trauersymmetrie“, „Gemütstiefe“ oder „Wortmysterien“. Die Inskriptionen bieten ein Experimentierfeld, nicht nur für die Erfindung „schöner Texte“, die instant und ohne umzurühren ins Blut gehen, sondern auch für Gewagtheiten, spielerisches
Ausprobieren von Neologismen, Schockerlebnisse für die sprachsensible Seele. Wie in den vorigen Nummern haben wir auch in dieser Ausgabe das Beste aus dem Inskriptionen-Jahr und die Debatten zwischen Schreibenden und Lesern in das
gedruckte Heft aufgenommen.weiterlesen