Der Wunsch nach solidarischen Formen des Wirtschaftens begleitet den Kapitalismus von Beginn an. Demokratie, Egalität und Stabilität – mit der Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel und den Entscheidungen in den Händen der Mitarbeiter versprechen produktivgenossenschaftlich
organisierte Unternehmen eine größere soziale und gesellschaftliche Gerechtigkeit. Im Gegensatz zu privaten Unternehmen streben die Anteilseigner nicht nach Profitmaximierung oder Kapitalakkumulation, sondern nach der Sicherung des Lebensunterhalts bzw. der Erfüllung bestimmter Bedürfnisse der Genossenschaftsmitglieder. Seit Anfang der 1970er Jahre entstand eine Subkultur der (undogmatischen) Linken. Die Studenten- und Jugendbewegung jener Zeit verlangte nach Literatur, die in regulären Buchhandlungen kaum zu finden waren. Aus selbstorganisieıten Büchertischen entstanden Buchhandlungen, die in den neuen sozialen Bewegungen wurzelten und nicht nur Händler sein wollten, sondern mit politischen Anspruch in der Bewegung agieren und zugleich den Mitarbeitenden Arbeits- und Lebensperspektive bieten
sollten. Während die Kollektive von Handwerkern und Dienstleistern aus den Gründungsjahren heute – sofern noch existent – kaum von regulären Unternehmen unterscheidbar sind, haben viele der alternativen Buchhandlungen „erkennbar“ überlebt und den Krisen des Buches und des Handels besser widerstanden als viele andere Stadtteilbuchhandlungen. Wie diese Robustheit der alternativen Buchhandlungen zu erklären ist und ob sich aus dieser Erklärung Schlussfolgerungen für Produktivgenossenschaften in anderen Bereichen ergeben, ist Gegenstand dieses Buches.weiterlesen