Digitalisierung und Informationstechnologie (IT) durchdringen zunehmend alle Bereiche der Gesellschaft. Es bedarf einer Vielfalt an Perspektiven und Fähigkeiten, um diese Entwicklung sozial und sicher zu gestalten. Bislang basieren die genutzten Produkte, Services und Technologien mehrheitlich auf männlichen Erfindungen und spiegeln die Vielfalt der Gesellschaft nicht wider (Ashcraft, McLain & Eger 2016). Dies liegt u. a. daran, dass deutlich weniger Frauen Informatik als Ausbildung und berufliche Tätigkeit wählen als Männer (Grapka 2016). In der Informationssicherheit betrug der Frauenanteil in 2017 weltweit nur 11 %. Weltweit wird ein Mangel an 1,8 Millionen Cybersicherheitsfachleuten bis 2022 prognostiziert (Frost & Sullivan 2017). Demnach ist Informationssicherheit ein aussichtsreiches und zukunftsträchtiges Berufsfeld, in dem die Zukunft mitgestaltet werden kann. Ziel des von Prof. Dr. Margit Scholl und ihrem Forschungsteam von der Technischen Hochschule Wildau (TH Wildau) ins Leben gerufenen Projektes „Gendersensible Studien- und Berufsorientierung für den Beruf Security Spezialistin (Security)“ war es, bei Schülerinnen das Interesse an dem Berufsfeld Informationssicherheit zu wecken. Studiengänge und Ausbildungen mit Informatikbezug sollten dadurch für junge Frauen attraktiver und der Frauenanteil in diesen langfristig erhöht werden. Zur Erreichung dieses Ziels wurde zum einen eine ansprechende und gendersensible Broschüre über das Berufsfeld erstellt. Die Broschüre „Informationssicherheit: Ein Berufsfeld mit Zukunft“ informiert darüber, welche Chancen das Berufsfeld bietet, in welchen Bereichen Informationssicherheits-Fachkräfte benötigt werden, welche Tätigkeiten es in der Informationssicherheit gibt, was Informationssicherheits-Fachkräfte an ihrem Beruf begeistert und welche Ausbildungswege in das Berufsfeld führen. Zum anderen wurden Interviews mit Frauen geführt, die in der Informationssicherheit tätig sind oder in diesem Bereich studieren. Aus diesen Interviews entstanden Porträts weiblicher Rollenvorbilder, die in dem Buch „Jeder Tag sieht anders aus. Aus dem Leben von Informationssicherheits-Spezialistinnen.“ veröffentlicht sind. Ausschnitte ausgewählter Interviews wurden zudem in Plakatform und als Videos aufbereitet. Des Weiteren erlebten Schülerinnen der neunten Klassenstufe an vier Pilotschulen aus Brandenburg und Berlin in einer interaktiven und erlebnisorientierten Pilotmaßnahme, dass dieses Berufsfeld sowie die Studiengänge und Ausbildungen sehr vielseitig sind. Die Pilotmaßnahme gliederte sich in zwei Teile. Für Teil 1 wurden spielebasierte analoge Lernszenarien zur Sensibilisierung für Informationssicherheit entwickelt. Durch die Absolvierung dieser sechs Lernstationen lernten die Schülerinnen einerseits ein wichtiges Aufgabenfeld einer Security Spezialistin kennen: die Initiierung, Planung und Durchführung von Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen für Informationssicherheit. Andererseits wurde ihnen bewusst, dass Informationssicherheit bereits ein wichtiger Bestandteil ihres Alltags ist und sie Kompetenzen in diesem Bereich besitzen, die durch die Lernszenarien weiter ausgebaut wurden. Im zweiten Teil der Pilotmaßnahme wurde das weitere Tätigkeitsspektrum anhand der entwickelten Broschüre und der Rollenvorbilder-Porträts anschaulich präsentiert sowie passende Ausbildungen und Studiengänge, die in dieses interessante und zukunftsträchtige Berufsfeld führen, vorgestellt. Dabei sollte untersucht werden, ob bei Mädchen das Interesse an Informationssicherheit und Informatik sowie an Ausbildungen in diesen beiden Bereichen variiert, wenn sie die Pilotmaßnahme in reinen Mädchen-Gruppen oder in geschlechtergemischten Gruppen erleben. Aus diesem Grund nahmen auch männliche Schüler an der Pilotmaßnahme teil. Die Evaluation der Pilotmaßnahme zeigt, dass es sowohl Teil 1 als auch Teil 2 gelang, das Interesse der Schülerinnen (und Schüler) an Informationssicherheit und Informatik sowie an Ausbildungen in diesen beiden Bereichen zu erhöhen. Bei Mädchen war das Interesse an Ausbildungen im Bereich Informationssicherheit bzw. mit Informatikbezug höher, wenn sie an der Pilotmaßnahme in reinen Mädchen-Gruppen teilnahmen. Die entwickelten Materialien können kostenfrei von Schulen, MINT-Initiativen, Berufsorientierungs-Organisationen etc. genutzt werden, so dass das Ziel des Projektes durch sie weiterverfolgt werden kann. Die Broschüre über das Berufsfeld, Arbeitsblätter zur weiteren Erkundung des Berufsfeldes und die Rollenvorbilder-Porträts als Buch sowie als Videos und in Plakatform sind auf der Webseite des Projektes „Security“ 1 bereitgestellt. Die analogen spielebasierten Lernszenarien können kostenfrei von der TH Wildau ausgeliehen werden – ein entsprechendes Ausleihformular findet sich auf der Projektwebseite. Darüber hinaus kann ein digitales spielebasiertes Lernszenario und ein interaktives Video zur weiteren Erkundung der Informationssicherheit und zur Verbesserung der eigenen Kompetenzen auf der Projektwebseite abgerufen werden. Das Projekt „Gendersensible Studien- und Berufsorientierung für den Beruf Security Spezialistin (Security)“ wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in der Förderlinie "Erfolg mit MINT – Neue Chancen für Frauen" unter dem Förderkennzeichen 01FP1701 von September 2017 bis Dezember 2019 gefördert.weiterlesen