Der deutsche Naturforscher Georg Wilhelm Steller (1709–1746) reiste so weit wie kaum jemand in seiner Zeit: Er durchquerte mit der Zweiten Kamtschatka-Expedition Sibirien bis zur Pazifikküste und fuhr von dort mit Vitus Bering bis nach Alaska. Einige der von ihm beschriebenen Tierarten tragen bis heute seinen Namen. Ebenso bedeutsam wie seine naturkundlichen Entdeckungen sind seine Beiträge zur frühen Völkerkunde.
Auch wenn Informationen aus der Ferne spärlich waren und die meisten Dokumente seiner Forschungen noch jahrzehntelang unter Verschluss blieben, verfolgte die deutsche Gelehrtenwelt Stellers Reisen mit wachsendem Interesse. Nachdem Steller auf der Rückreise in Tjumen gestorben war, entstanden daher in kurzer Folge zwei Lebensbeschreibungen. Die erste stammt von Johann Heinrich Gottlob Justi (1717–1771) und stützt sich im Wesentlichen auf Briefe, die Steller an seine Familie in Deutschland schickte. Die zweite nimmt kritisch Bezug darauf und führt eine genauere Kenntnis der Verhältnisse in Sibirien und persönliche Bekanntschaft mit Steller als Grundlage ihrer Legitimation an. Sie ist anonym erschienen, wurde aber schon bald Johann Georg Gmelin (1709–1755) zugeschrieben, der Steller in Russland kennen gelernt hatte, inzwischen jedoch nach Deutschland zurückgekehrt war.
Diese beiden Lebensbeschreibungen zeugen von dem Bedürfnis, sich ein Bild von dem außergewöhnlichen Naturforscher zu machen, der einer der großen Forschungsreisenden des 18. Jahrhunderts ist. Sie stehen am Anfang einer Auseinandersetzung mit dem Leben und Wirken Stellers, die bis heute nicht aufgehört hat.weiterlesen