Georg Winter. Delmenhorster Modell
Stadtverschafung/Urban Sheeping
Produktform: Buch / Geheftet
Georg Winter zählt international zu den Künstlerpersönlichkeiten, die im Bereich der Bildhauerei die Grenzen und Möglichkeiten des künstlerischen Mediums erweitern und neu definieren. Winter arbeitet unter anderem mit temporären Laboratorien, mit Eingriffen in urbane Situationen, mit Self Organizing Performances, mit Forschungsprojekten und dies immer in einem interdisziplinären Sinn. Dabei ist er unter anderem mit dem Begriff der Anastrophe, mit einem Gegenbegriff zur Katastrophe, unterwegs. Die Anastrophe stellt eine positive Veränderung in Aussicht. Mit diesem Ansatz arbeitet Georg Winter bevorzugt in der Peripherie, im städtischen Raum, häufig in Brennpunkt-Stadtteilen. In Delmenhorst richtet sich sein Interesse vor allem auf das nur einen Steinwurf von der Städtischen Galerie Delmenhorst entfernte Wollepark-Quartier. Als sozialer Wohnungsbau in den Jahren von 1969 bis 1976 angelegt, war diese damals hochmoderne Plattenbausiedlung mit 1.399 Wohneinheiten einst ein begehrter Wohnort. In den 90er-Jahren wurde sie zu einem mit vielen Problemen behafteten Viertel. In den vergangenen Jahren stand es mit diversen Negativschlagzeilen im Fokus der medialen Öffentlichkeit.
Die Ausstellung „Delmenhorster Modell“, die im Haus Coburg unter anderem ein Projektbüro, Objekte, (teils benutzbare) Installationen wie den „Erschütterungsraum“, Transfersituationen, Video und Holzschnitt umfasst, wird mit angeleiteten Spaziergängen – mit performativen Ausschweifungen – in das Wollepark-Quartier führen.
Georg Winter stellt Fragen, die mit dem Zusammenwohnen, mit kultureller Identität, mit der Stadt und der Landschaft zu tun haben: Wie können künstlerische Mittel als Nachbarschaftshilfe eingesetzt werden? Wie können Nachbarn den Erneuerungsprozess von Stadtkultur aktivieren und mitgestalten? Können beide an einem gemeinsamen Selbstverständnis teilhaben? Und handfest: Wer bringt Werkzeug mit? Wie verändert die Präsenz von Schafen die Aufmerksamkeit? Entlang dieser Fragen versteht sich das „Delmenhorster Modell“ nicht als große spekulative Planungsutopie, sondern als 1:1-Modell, als Handlungsmodell. Anschaulichkeit ist ein zentrales Moment. Im Rahmen des Projektes – unterstützt und betreut durch Wanderschäfer Karl-Heinz Becker – gibt es an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum Delmenhorsts temporäre Feldversuche mit Schafen. Die Verkehrsinsel Fischstraße/Friedrich-Ebert-Allee unmittelbar neben Haus Coburg, die Wollpark-Brache an der Stedinger Straße und ein Areal am Nachbarschaftszentrum werden zu Landschaften. An diesen Maßnahmen der Stadtverschafung, die durch temporär als Wegmarkierungen installierte „Nachbarschaftsbänke“ des Künstlers Alexander Schikowski verbunden sind, wirken auch das Quartiersmanagement Wollepark und der Delmenhorster Albertushof mit. Zudem wird es innerhalb des Projektes „Delmenhorster Modell“ weitere Vernetzungen geben, darunter eine Zusammenarbeit mit der BBS II – Kerschensteiner Schule, an der Georg Winter gemeinsam mit Schülern an dem „Delmenhorster Hocker“ arbeitet.
Georg Winter (* 1962 in Biberach) ist Professor an der Hochschule für Bildende Künste Saar (Public Art am Europäischen Zentrum für Promendologie Völklingen). Dort ist auch „Fence Dance International“ angesiedelt, eine junge Gruppierung, die parallel zu Georg Winters „Delmenhorster Modell“ die Remise der Städtischen Galerie Delmenhorst bespielt. „Fence Dance International“ sind Marion Cziba, Mara Ebenhöh, Julia Rabusai, Lila Rose, Bahzad Sulaiman. Sie befassen sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Zäunen, Grenzen, Trennungen, Annäherungen und Übergängen in Form von performativen, installativen und medialen Positionen zwischen Sicherung und Verunsicherung, Fremdem und Vertrauten. Zur Eröffnung findet eine Begrüßungsperformance von Bahzad Sulaiman statt.
Begleitend zum Projekt „Delmenhorster Modell“ ist diese Publikation entstanden.
Die Ausstellungen wurden von der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, der Stiftung Kunst und Kultur LzO und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur großzügig unterstützt.
Das Projekt von „Fence Dance International“ erhält zudem Unterstützung von der Hochschule für Bildende Künste Saar.weiterlesen
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