Der Erzähler dieses langen Monologs ist ein Triestiner Wirt, Besitzer der Osteria da Libero. Wir erleben ihn als heranwachsenden jungen Mann im italienischen Faschismus, dem er mit einer Mischung aus Verachtung und Bewunderung gegenübersteht; als Zwangsrekrut bei der deutschen Wehrmacht in den letzten Kriegsmonaten; als Gefangenen der jugoslawischen Partisanen; schließlich beim jugoslawischen Militär, das ihn von Istrien bis zur bulgarischen Grenze und von Belgrad bis Split bringt. Seine Odyssee durch den Balkan endet schließlich in Triest, das ihm zur zweiten Heimat und zum Mikrokosmos seines Weltverständnisses wird. Manchmal glaubt man einen Triestinischen »Herrn Karl« zu hören, aber anders als der raunzende Wiener ist Libero kein opportunistischer Drückeberger, sondern zumindest teilweise ein echtes Opfer der Verhältnisse, ein Mit-Leidender und Mit-Fühlender. Triest, die Stadt zwischen Mittelmeer und Karst, zwischen Italien, Slowenien und Istrien, Heimat Dutzender ethnischer und religiöser Minderheiten, ist die eigentliche Heldin dieser Geschichte. Es ist ihre kulturelle Widerständigkeit, die sie zu einer der wenigen echten europäischen Literaturhauptstädte macht.weiterlesen